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# taz.de -- Korruptionsvorwürfe bei Murdoch-Blatt: "Sun" in Bedrängnis
> Mitarbeiter der britischen Zeitung "Sun" wurden wegen
> Korruptionsvorwürfen festgenommen. Die Journalistengewerkschaft sprach
> von einer Hexenjagd gegen Journalisten.
Bild: Führungspersonal kurzfristig hinter Gittern - und die "Sun" vor dem Aus?
Der Medienzar Rupert Murdoch gerät immer stärker in Bedrängnis. Bei Razzien
am frühen Morgen wurden am Sonntag fünf Mitarbeiter seines britischen
Boulevardblatts Sun wegen Verdachts auf Korruption festgenommen, darunter
der stellvertretende Chefredakteur Geoff Webster, der Chefreporter John Kay
und der Chefkorrespondent Nick Parker. Darüber hinaus verhaftete die
Polizei einen Polizeibeamten aus Surrey, einen Armeeangehörigen sowie einen
Angestellten des Verteidigungsministeriums. Alle wurden später gegen
Kaution freigelassen. Am Vormittag durchsuchte die Polizei die Büros der
Sun.
Im Rahmen der "Operation Elveden", wie die Untersuchung gegen Murdochs
Medienimperium heißt, sind vor zwei Wochen bereits vier Journalisten der
Sun sowie ein Polizist verhaftet worden. Die Leiterin der Operation, Sue
Akers, sagte, dass die Zahl ihrer Mitarbeiter von 40 auf 61 erhöht worden
sei, da die Untersuchung erst am Anfang stehe.
Nachdem im vorigen Jahr bekannt wurde, dass Journalisten der
Boulevardzeitung News of the World Telefone von Prominenten und Mitgliedern
der Königsfamilie angezapft haben, machte Murdoch sein auflagenstärkstes
Blatt kurzerhand dicht. Bei der Sun befürchtet man, dass dem Blatt das
Gleiche blühen könnte, zumal Murdoch für diese Woche seinen Besuch in
London angekündigt hat. Tom Mockridge, der Geschäftsführer von News
International, dem europäischen Zweig des Murdoch-Unternehmens, versuchte
gestern, die Gemüter zu beruhigen. Er schrieb in einer E-Mail an die
Mitarbeiter der Sun, Murdoch habe ihm versichert, dass er das Blatt weder
schließen noch verkaufen werde. Andernfalls ginge es nämlich auch den
restlichen beiden britischen Zeitungen von Murdoch an den Kragen.
## Hexenjagd gegen Journalisten
Die Times und die Sunday Times haben in den vergangenen drei Jahren 175
Millionen Pfund Verlust eingefahren und konnten sich nur wegen der Gewinne
der beiden Boulevardblätter über Wasser halten. Im Vergleich zu Murdochs
US-Unternehmen sind die britischen Zeitungen kleine Fische. In den USA
gehören ihm unter anderem Fox News und 20th Century Fox, die voriges Jahr
einen Umsatz von 34 Milliarden Dollar gemacht haben.
Da auch ein Angestellter einer US-Firma in die Korruptionsaffäre der Sun
verwickelt sein soll, ist zu erwarten, dass das US-Justizministerium eigene
Untersuchungen aufnehmen wird. Unter dem "Foreign Corrupt Practices Act",
einem Gesetz gegen Korruption im Ausland, könnten auch die höheren Etagen
in Murdochs Imperium belangt werden.
Die Journalistengewerkschaft NUJ sprach von einer Hexenjagd gegen
Journalisten. "Rupert Murdoch versucht erneut, die Schuld einzelnen
Journalisten in die Schuhe zu schieben, um den Ruf seines Imperiums zu
retten", sagte die Generalsekretärin Michelle Stanistreet. Die Hinweise
gegen die Sun kamen zum Verdruss der Mitarbeiter ausgerechnet vom
"Management and Standards Committee", das Murdoch voriges Jahr gegründet
hat, um seine Kooperationsbereitschaft zu zeigen. Das soll die Richter
milde stimmen, falls es in den USA zu einem Prozess kommen sollte.
13 Feb 2012
## AUTOREN
Ralf Sotscheck
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