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# taz.de -- "News of the World"-Untersuchungen: Nicht nur Einzeltäter
> Neue Aussagen zum Abhörskandal bei "News of the World" belasten frühere
> Chefs. Auch Regierungschef David Cameron gerät dabei unter Druck.
Bild: Ex-"News of the World"-Redakteur Paul McMullan vor dem Untersuchungsaussc…
HAMBURG taz | Wer nichts wird, wird Wirt, besagt ein alter deutscher
Kaufmannsspruch. Paul McMullan allerdings war schon mal was, nämlich
verantwortlicher Redakteur bei Rupert Murdochs News of the World (NoW).
Heute zapft McMullan, der das Blatt 2001 verließ, zwar tatsächlich in einem
Pub in Dover Bier.
Doch was er am Dienstagnachmittag vor der Leveson-Inquiry zum
Telefon-Hacking-Skandal und zur ethischen Lage der britischen Presse
auspackte, bringt nicht nur Murdoch in Bedrängnis, sondern auch frühere
NoW-Chefredakteure und sogar den heutigen Premierminister David Cameron.
Denn McMullan behauptete vor der Untersuchungskommission, dass die früheren
NoW-Chefs Andy Coulson und Rebekah Brooks klar von der Hacking-Praxis
gewusst haben.
"Andy Coulson brachte das Ganze [Das Hacken von Handys und Mobilboxen als
Recherchetechnik, die Red.] doch mit, schon als er stellvertretender
Chefredakteur wurde", erklärte McMullan. Coulson, der 2000 zum mittlerweile
eingestellten Sonntagsblatt kam, stieg später zum Chefredakteur auf. Seine
Vorgängerin Rebekah Brooks wurde Verlagsleiterin und Vorstandschefin bei
Murdochs englischer Zeitungsholding News International.
Als 2007 der fürs Königshaus zuständige NoW-Reporter Clive Goodman wegen
des Abhörens von Handymailboxen vor Gericht gestellt wurde, musste Coulson
als Chefredakteur zurücktreten. Er behauptet weiterhin, die Hacking-Praxis
sei auf diesen einen "schurkischen Reporter" beschränkt gewesen. Laut
Leveson-Inquiry sollen dagegen mindestens 28 News of the World-Journalisten
in den Skandal verwickelt sein. Murdochs Anwälte haben schon zugegeben,
dass die Abhörerei fremder Telefone bis 2009 weitergegangen sein könnte.
## Gegen Kaution auf freiem Fuß
McMullan, der von 1994 bis 2001 bei der NoW arbeitete, setzt mit seiner
Aussage auch den heutigen Regierungschef David Cameron unter Druck. Denn
Coulson fand nach seinem Abgang bei den NoW einen anderen einflussreichen
Job: Er wurde Kommunikationsberater der konservativen Partei und des
heutigen Premiers.
Cameron habe sich an Coulson und Brooks "herangeschmust", behauptet
McMullan. Weil er Premierminister werden wollte.
Erst im Januar 2011, als die Fragen nach Coulsons Rolle beim
Hacking-Skandal immer lauter wurden, nahm der Kommunikationsberater der
Konservativen den Hut, nicht aus Einsicht jedoch, sondern um sich zukünftig
robuster seiner Verteidigung zu widmen. Coulson selbst wird natürlich auch
vor der Leveson-Inquiry auftreten müssen - allerdings erst, wenn die
polizeilichen Ermittlungen gegen ihn beendet sind. Coulson und Brooks
wurden im Zuge dieser Ermittlungen bereits festgenommen, sind auf Kaution
bislang aber auf freiem Fuß.
30 Nov 2011
## AUTOREN
Steffen Grimberg
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