# taz.de -- Kommentar Lohnerhöhung: Fordern kostet nichts | |
> Von der Leyen hat angekündigt, sich für eine "allgemeine verbindliche | |
> Lohnuntergrenze" einzusetzen. Längst ist klar, dass ihre Partei nur ein | |
> Flickwerk zulassen wird. | |
Ursula von der Leyen (CDU) ist mal wieder vorgeprescht. Die | |
Bundesarbeitsministerin hat für die aktuelle Tarifrunde spürbare | |
Lohnerhöhungen oberhalb der Inflationsrate gefordert. Und alle taten ihr | |
den Gefallen und sprangen darauf an – in vorderster Reihe Unionskollegen | |
und Parlamentarier aus der FDP. Sie mahnten zu Zurückhaltung und erinnerten | |
daran, dass die Politik sich aus Tarifverhandlungen herauszuhalten habe. | |
Nichts anderes aber hatte von der Leyen selbst klargestellt. | |
Sie bedient sich einer beliebten Figur: Pünktlich zu Jahresbeginn, wenn | |
Tarifverhandlungen in diversen Branchen eingeläutet werden, fühlen sich | |
Politiker bemüßigt, ihr Herz für die Arbeitnehmer zu entdecken. Es kostet | |
ja nichts, einen kräftigen Schluck aus der Pulle zu verlangen, wenn man | |
nicht dafür einstehen muss. | |
Das letzte Mal trommelte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) | |
dafür, dass im XXL-Aufschwung mehr Lohn in die Taschen der Beschäftigten | |
gehöre. Den Beschäftigten hilft das am Verhandlungstisch mit den | |
Arbeitgebern wenig. Wohl aber den Politikern, die PR-Punkte einheimsen. | |
Dabei könnte die Arbeitsministerin durchaus mehr für Beschäftigte tun: | |
Würde sie stärker Druck machen für eine strengere Regulierung der | |
Leiharbeit, könnte die gleiche Bezahlung von Leiharbeitskräften und | |
Stammbeschäftigten näher rücken. Beim Thema Mindestlöhne hat sie zwar | |
vollmundig angekündigt, sich "mit aller Kraft" für eine "allgemeine | |
verbindliche Lohnuntergrenze" noch in dieser Legislaturperiode einzusetzen. | |
Doch längst ist klar, dass ihre Partei nur ein Flickwerk an bundesweit | |
unterschiedlichen Mindestlohnhöhen zulassen wird. | |
Dagegen hatte sich die Ministerin nicht mit aller Vehemenz verwahrt. | |
13 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Eva Völpel | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Aus "Le Monde diplomatique": Union der Lohndrücker | |
Statt Vermögen und Finanzgeschäfte zu besteuern, wird von den unteren | |
Einkommen Lohndisziplin verlangt. Dieses deutsche Modell soll in der ganzen | |
EU Schule machen. | |
Von der Leyens Kombirente: Rentner sollen mehr arbeiten | |
Noch vor dem Sommer will Ursula von der Leyen (CDU) die Kombi- und die | |
Zuschussrente auf den Weg bringen. Die Opposition kritisiert diese scharf. | |
Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst: Ver.di zieht mit Metallern gleich | |
Die Gewerkschaft Ver.di fordert für die Beschäftigten bei Bund und Kommunen | |
6,5 Prozent mehr Lohn. Die Arbeitgeber kontern mit der Rekordverschuldung | |
der Kommunen. | |
DIÄTENERHÖHUNG: Abgeordnete gönnen sich einen | |
Für die Pflegeversicherung müssen alle einen Tag länger arbeiten - Bremens | |
Abgeordnete wollen ihren Betrag absenken. Der Präsident spart gleich | |
dreifach | |
Jahresbericht zur deutschen Wirtschaft: Hier fördern, da stören | |
Wirtschaftsminister Rösler freut sich über 0,75 Prozent Wachstum. Doch | |
immer wieder greift er störend in die Energiewende und ins | |
Konjunkturprogramm ein. |