# taz.de -- Unionspolitiker fordern Sozialabgabe: Wer keine Kinder hat, soll bl… | |
> Junge Unionspolitiker wollen Kinderlose mit einer Sonderabgabe bestrafen. | |
> Das geht sogar der Familienministerin zu weit – Kristina Schröder will | |
> lieber Anreize statt Abschreckung. | |
Bild: Glück gehabt: Wer mehrere Kinder hat, soll nicht zahlen müssen. | |
BERLIN dpa | Junge Unionspolitiker drücken in der Debatte um eine | |
Sonderabgabe für Kinderlose aufs Tempo. Trotz des Widerstandes von | |
Familienministerin Kristina Schröder (CDU) wollen sie noch in dieser | |
Legislaturperiode eine entsprechende Verfassungsänderung durchzusetzen. Das | |
Geld solle in die Sozialversicherungen, aber auch in Infrastruktur und | |
Bildung fließen, sagte der Sprecher der Jungen Gruppe in der | |
CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Marco Wanderwitz, der Mitteldeutschen Zeitung. | |
Familienministerin Schröder wies den Vorschlag zurück. "Ich finde es | |
vernünftiger, Kinderwünsche zu befördern statt Kinderlosigkeit zu | |
bestrafen", sagte die CDU-Politikerin der Tageszeitung Die Welt. "Der Weg | |
hin zu funktionierenden Kinderkomponenten in den sozialen | |
Sicherungssystemen muss über Anreize führen und nicht über Abschreckung." | |
Bayerns Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) zeigte sich hingegen | |
offen für den Vorschlag. "Derzeit gibt es in unserem | |
Sozialversicherungssystem eine Gerechtigkeitslücke zwischen Menschen mit | |
und ohne Kindern", sagte sie dem Blatt. "Derjenige, der Zukunft baut und | |
Kinder hat, darf nicht mit denselben Beiträgen belastet werden wie jemand, | |
der das - egal aus welchen Gründen - nicht tut." Am Montag hatte bereits | |
CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe erklärt: "Das ist ein Grundgedanke, den | |
ich für angemessen halten." | |
Wanderwitz betonte: "Unsere Sozialversicherungssysteme funktionieren nicht, | |
wenn es zu wenig Kinder gibt." Deswegen wolle man ein Sondervermögen | |
bilden, das nicht Teil des Bundeshaushalts sei. "Unser Ziel ist, dass wir | |
noch in dieser Legislaturperiode an der Front etwas erreichen", sagte er | |
der Mitteldeutschen Zeitung. Die Abgabe solle im Grundgesetz verankert | |
werden, "damit die Rücklage nicht in der Tagespolitik verfrühstückt werden | |
kann". | |
Den jungen Unionsabgeordneten schwebt konkret vor, Kinderlose ab 25 Jahre | |
mit einem Prozent ihres Einkommens zur Kasse zu bitten. Die Abgabe könne | |
nach der Anzahl der Kinder gestaffelt werden, heißt es. Kinderlose sollen | |
voll zahlen, Eltern mit einem Kind die Hälfte, Eltern mit mehreren Kindern | |
gar nichts. | |
14 Feb 2012 | |
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Ralf Ruhl. |