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# taz.de -- Krachts Buch "Imperium" rassistisch?: Türsteher der rechten Gedank…
> Christian Kracht trägt laut "Spiegel" eine rassistische Weltsicht zur
> Schau. Sein Verlag behauptet jetzt, man wolle seinen Autor aus "der
> deutschsprachigen Literatur ausgrenzen".
Bild: Verehrt möglicherweise nur seinen einzigartigen, wohlgeborenen, männlic…
Christian Kracht hat ein neues Buch geschrieben, "Imperium". Zum Wochenende
trafen die ersten Kritiken ein. "Ganz und gar meisterhaft", "entspannt und
lustvoll", schrieben [1][Die Zeit] und [2][FAZ]. [3]["Lächerliches,
gehobenes Spießertum", urteilte der Autor dieser Zeilen in der taz.] Soweit
nichts Besonderes, die Feuilleton-Fronten schienen an nicht ganz
unerwarteten Linien abgesteckt.
Doch dann erschien zu Wochenbeginn im Spiegel ein Artikel von Georg Diez:
"Die Methode Kracht". Diez behauptet, Krachts "Imperium" sei "von Anfang an
durchdrungen von einer rassistischen Weltsicht".
Er hält Krachts Spiel mit dem kolonialen Blick des ausgehenden 19.
Jahrhunderts also nicht nur für literarisch misslungen. Er unterstellt ihm
eine konsequent rechte Gesinnung: "An seinem Beispiel kann man sehen, wie
antimodernes, demokratiefeindliches, totalitäres Denken seinen Weg findet
hinein in den Mainstream." Kracht sei "der Türsteher der rechten Gedanken".
Dagegen verwahrt sich nun seinerseits sein Verlag Kiepenheuer & Witsch. Am
Montagnachmittag ließ er verbreiten, der Spiegel-Artikel sprenge "die
Grenzen der Literaturkritik". Mit "atemberaubenden Verdrehungen" werde der
Versuch unternommen, Kracht "aus dem Kosmos der deutschsprachigen
Literatur" auszugrenzen. "Imperium", so der Kölner Verlag, sei von einer
Vielzahl von Autoren und Journalisten hoch gelobt worden. "Niemand hat auch
nur ansatzweise einen Zusammenhang zu Rassismus und totalitärem Denken
darin gefunden." Niemand, wirklich? Das ist allerdings bedenklich.
Denn was soll an den subjektlos dargestellten Eingeborenen in "Imperium"
lustig sein? Wenn es eine Parodie auf die damaligen Verhältnisse sein soll,
ist sie literarisch in jedem Fall gründlich misslungen. Und das hätte auch
schon im Verlag jemandem auffallen können, als noch Zeit gewesen wäre, den
Schriftsteller handwerklich zu unterstützen.
Jetzt ist es draußen. Und Diez nutzt die offenkundigen literarischen
Schwächen, um Kracht insgesamt politisch zu vereindeutigen. Kracht habe
sich, wie die Schriftwechsel zwischen ihm und David Woodard belegen, in
bejahender Weise mit Leuten aus der rechten Szene eingelassen. Woodard, ein
Verehrer des Oklahoma-Attentäter Timothy McVeigh, spinne wie Kracht an
einem ästhetisch-rechtsextremen Projekt.
Diez glaubt über die Woodard-Korrespondenz den tieferen Sinn von "Imperium"
herauslesen zu können. Aber will Kracht wirklich auf ein "arisches
Arkadien" hinaus? Oder handelt es sich hier um das Buch eines bislang
überschätzten deutschen Solitärs? Einen, der gerne verreist und darüber
gerne schreibt. Einen, der statt Hitler viel eher seinen einzigartigen,
wohlgeborenen, männlich-weißen Bauchnabel verehrt. Wie der ein oder andere
Kritiker eben auch.
14 Feb 2012
## LINKS
[1] http://www.zeit.de/2012/07/L-Kracht
[2] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/buecher-der-woche/f-a-z-roman…
[3] /Vierter-Roman-des-Schriftstellers/!87458/
## AUTOREN
Andreas Fanizadeh
## TAGS
Schwerpunkt Frankfurter Buchmesse 2024
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Elfriede Jelinek, sehen im Spiegelartikel "Die Methode Kracht" eine
Grenzüberschreitung der Literaturkritik.
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demokratisch die platzanweisende Kritik ist, lohnt dann doch zu
diskutieren.
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Nächste Woche erscheint Christian Krachts vierter Roman: "Imperium".
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