# taz.de -- Proteste im Frankfurter Bankenviertel: "Im Herzen der Bestie" | |
> AktivistInnen aus Europa planen auf einer Konferenz gemeinsame Blockaden. | |
> Außerdem geht es um eine Großdemonstration gegen die derzeitige | |
> Krisenpolitik. | |
Bild: Das Bankenviertel in Frankfurt am Main ist Ziel der Proteste. | |
FRANKFURT/M. taz | Daniel und Philipp schnippeln bereits mittags fleißig | |
Gemüse. Am Abend soll in der "Volxküche" Kartoffel-Kürbis-Suppe serviert | |
werden. Und rund 400 AktivistInnen aus ganz Deutschland, Frankreich, | |
Belgien, Italien, Griechenland und Spanien haben sich am Wochenende zur | |
"Europäischen Aktionskonferenz" in Frankfurt am Main eingefunden. | |
Neben der internationalen Vernetzung kapitalismuskritischer Gruppen gehe es | |
um eine "Gesamtchoreografie gegen die Kürzungspolitik in der Eurokrise", | |
sagt Frauke Distelrath, Sprecherin von Attac – also um einen Fahrplan für | |
die Protestbewegung. | |
Das globalisierungskritische Netzwerk war einer der Initiatoren der | |
Konferenz. "Wir wollten die Dynamik der europaweiten Proteste aus dem | |
letzten Jahr aufgreifen", so Distelrath. | |
Zum Campus der Frankfurter Universität sind vor allem Menschen aus linken | |
Gruppen gekommen, etwa der Interventionistischen Linken, der Antifa oder | |
aus den Gewerkschaften, aber auch VertreterInnen der Occupy-Bewegung und | |
Protest-Neulinge. Manch einer mag seinen vollen Namen nicht nennen, | |
deswegen spricht man sich prinzipiell mit Vornamen an. | |
## Effektiv blockieren | |
## | |
Am Samstagnachmittag wird ein Datum für ein großes Protestwochenende im Mai | |
oder Juni gesucht. "Wir wollen im Frühjahr ein fettes Zeichen gegen die | |
Krisenverschärfungspolitik der Bundesregierung und der Troika setzen", sagt | |
Alexis Passadakis von Attac. | |
Also wird diskutiert. Eine junge Aktivistin aus Frankreich gibt zu | |
bedenken, dass im Juni in Frankreich Parlamentswahlen seien. Dort könne man | |
zu diesem Zeitpunkt kaum mobilisieren. Auch "Achim aus Griechenland" meint, | |
man müsse "so bald wie möglich ein Zeichen setzen". Am Ende einigen sich 90 | |
Prozent der Anwesenden auf Aktionstage vom 17. bis 19. Mai. | |
Am 18. Mai soll es darum gehen, das Frankfurter Bankenviertel und die | |
Europäische Zentralbank (EZB) "effektiv zu blockieren". Einen Tag später | |
ist eine Großdemonstration vorgesehen. Außerdem planen die | |
KonferenzteilnehmerInnen dezentrale Aktionen wie die "Besetzung | |
öffentlicher Plätze". Diese sollen in den nächsten Wochen im Austausch der | |
verschiedenen Gruppen weiter spezifiziert werden. | |
## Proteste am 31. März und 12. Mai | |
Wie viele Menschen mobilisiert werden können, weiß Passadakis noch nicht: | |
"Das hängt auch von der Dynamik anderer Proteste ab – etwa am 31. März bei | |
der Demo vor der EZB oder beim globalen Aktionstag am 12. Mai." | |
Achim ist trotzdem erst mal zufrieden. Der deutsche Anwalt lebt seit 20 | |
Jahren in Athen und ist dort "in einer linksradikalen Gruppe" organisiert. | |
Er sagt: "Wir schaffen es in Griechenland nicht alleine, die Maßnahmen der | |
Troika abzuwehren. Es muss dort mehr Proteste geben, wo entschieden wird." | |
Also auch in der Bankenstadt Frankfurt, dem Sitz der Bundesbank und der | |
EZB. "Im Herzen der Bestie", wie Passadakis sagt. | |
Nach der Versammlung diskutieren die AktivistInnen in Workshops über | |
"antikapitalistischen Protest", "migrantische Kämpfe" und | |
"gewerkschaftliche Handlungsoptionen". Anschließend gibt es endlich die | |
versprochene Suppe. | |
26 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Timo Reuter | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Occupy-Bewegung | |
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tazlab 2012: „Das gute Leben“ | |
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