# taz.de -- Kommentar Urteil zum Euro-Rettungsschirm: Gestutzt, nicht gekippt | |
> Das Urteil aus Karlsruhe wird weit über den konkreten Fall hinaus | |
> Bedeutung haben. Das Parlament darf seine Befugnisse nur delegieren, wenn | |
> es gar nicht anders geht. | |
Bild: Bei den meisten Entscheidungen im Bundestag sollten mehr als neun Leute b… | |
Es hätte schlimmer kommen können für Bundesregierung und Bundestag. Das | |
Bundesverfassungsgericht hat das Geheimgremium zur Kontrolle des | |
Eurorettungsschirms nur zurechtgestutzt und nicht völlig gekippt. Nur dort, | |
wo wirklich Geheimhaltung nötig ist, um Spekulanten nicht vorzuwarnen, soll | |
das Neunergremium den Bundestag ersetzen. | |
Schon im Oktober hatte das Gericht mit einer einstweiligen Anordnung die | |
Arbeitsaufnahme des Neunergremiums verhindert. Damals sah es so aus, als ob | |
Karlsruhe das Geheimgremium ganz kippen wolle. Doch Bundestag und | |
Bundesregierung beantragten eine mündliche Verhandlung, um die Richter | |
umzustimmen. Das ist nun zumindest teilweise gelungen. | |
Insofern ist das Urteil von Dienstag auch ein kleiner Sieg der Politik | |
gegen allzu schneidige Richter. Das Urteil wird aber dennoch weit über den | |
konkreten Fall hinaus Bedeutung haben. Das Parlament darf seine Befugnisse | |
nur dann an kleine Ausschüsse delegieren, wenn es gar nicht anders geht. | |
Schließlich ist das Parlament im Plenum am repräsentativsten. Dort können | |
schon ein paar Abweichler der Mehrheitsfraktion großen Wirbel verursachen – | |
wie am Montag bei der Abstimmung über die Griechenland-Hilfen zu sehen war. | |
In einem kleinen Ausschuss wird es solche Turbulenzen nie geben, weil die | |
Fraktionen nur linientreue Abgeordnete entsenden. | |
Dennoch war die Angst unbegründet, die Regierung werde nun möglichst viele | |
Entscheidungen in dem kleinen handverlesenen Geheimgremium abnicken lassen. | |
Sie hat auch bisher alle großen Entscheidungen zur Eurostablisierung im | |
Plenum abstimmen lassen. Denn nur hier wird deutlich, dass SPD und Grüne | |
Merkels Politik im Wesentlichen mittragen. | |
28 Feb 2012 | |
## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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