# taz.de -- FDP-Krisenpolitik gegen den Rest der Welt: Die gelbe Einzelleistung | |
> Merkel und Schäuble stellen sich auf eine Ausweitung des Rettungsfonds | |
> für die kriselnden Euro-Staaten ein. Die FDP will, dass das Thema beim | |
> EU-Gipfel keine Rolle spielt. | |
Bild: Kann zur Zeit besser mit dem Bürger als mit dem Koalitionspartner: Bunde… | |
BERLIN taz | Abgesehen von der FDP sprechen sich immer mehr | |
Regierungsmitglieder nun doch dafür aus, den Eurorettungsfonds ESM | |
auszuweiten. Offiziell hieß es bislang, die Bundesregierung sehe keinen | |
Bedarf, über die Obergrenze der 500 Milliarden Euro für Hilfskredite | |
hinauszugehen. Nun berichtet die Süddeutsche Zeitung von einem | |
Sinneswandel: | |
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) halte eine ESM-Aufstockung „materiell“ | |
zwar weiter nicht für zwingend, sehe aber, dass sich der „Rest der Welt“ | |
nun einmal darauf versteift habe, dass eine Erhöhung aus „psychologischen | |
Gründen“ nötig sei. | |
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte bereits Anfang der Woche | |
anklingen lassen, dass Deutschland sich nicht als einziges Euroland | |
widersetzen könne. Der ESM soll ab Mitte 2012 die Stabilität der Eurozone | |
sichern und den temporär angelegten Rettungsschirm EFSF ablösen. | |
Die EU-Kommission und die anderen Eurostaaten würden gern die verbleibende | |
Kreditkapazität des EFSF von rund 250 Milliarden mit der geplanten | |
Ausstattung des ESM von derzeit 500 Milliarden Euro zusammenlegen. | |
Potenzielle Kreditgeber wie die USA, Japan, China und der Internationale | |
Währungsfonds fordern ebenfalls eine deutliche Aufstockung, bevor sie der | |
kriselnden Eurozone mehr Hilfen zur Verfügung stellen. | |
## Experten gehen von 3 Billionen aus | |
Gerhard Schick, finanzpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, hält es | |
schon lange für dringend nötig, den ESM-Rettungsschirm auszuweiten. „Wenn | |
man schon auf diesem falschen Rettungsweg bleibt, dann muss man jetzt | |
aufstocken“, sagte er der taz. Allerdings kritisiert er die Krisenpolitik | |
der Bundesregierung grundsätzlich. Sie habe immer behauptet, dass es keine | |
gemeinsame Haftung für die Krisenstaaten geben werde. | |
Doch was inzwischen für Rettungsschirme aufgewandt wurde, sei auch nicht | |
günstiger als die Einführung einer gemeinsamen europäischen Anleihe | |
gewesen. Nur dass ein solcher Eurobond dauerhaft für mehr Stabilität | |
gesorgt hätte. „Die Absurdität des Rettungsweges wird jetzt deutlich“, | |
kritisiert Schick. | |
Eine Reihe von Ökonomen geht schon davon aus, dass die Eurozone einen | |
Schirm in der Größenordnung von 1,5 bis 3 Billionen Euro benötigen wird, | |
also das Drei- bis Sechsfache der derzeit geplanten 500 Milliarden für den | |
ESM. Sie rechnen damit, dass der Markt für südeuropäische Staatsanleihen | |
auf absehbare Zeit nicht zur Normalität zurückkehren werde. | |
Immerhin hat die FDP dem Regierungspartner abgerungen, dass das Thema auf | |
dem aktuellen EU-Gipfel keine Rolle spielen darf. Die Bundesregierung werde | |
zunächst die weitere Entwicklung bei der Griechenland-Rettung abwarten, | |
bekräftigte Schäuble. | |
1 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Felix Lee | |
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