# taz.de -- Hugo Chávez und seine Gesundheit: Die Zukunft liegt im Beckenberei… | |
> Venezuelas Präsident Hugo Chávez meldet per Twitter, seine neue | |
> Krebsoperation sei gut verlaufen. Doch die Zweifel über seinen | |
> Gesundheitszustand mehren sich. | |
Bild: Hugo Chávez' Konterfei am Gebäude des staatlichen Ölkonzerns. | |
PORTO ALEGRE taz | Am Mittwochabend meldete sich Hugo Chávez wieder per | |
Twitter zurück: „Guten Abend, meine lieben Landsleute! Hier bin ich, steige | |
auf wie der Kondor! … wir werden leben und siegen!“ Doch nach seiner | |
zweiten Krebsoperation auf Kuba innerhalb von acht Monaten ist seine | |
Zukunft völlig ungewiss – ebenso wie die Venezuelas. | |
Tags zuvor hatte Vizepräsident Elías Jaua das viertägige offizielle | |
Schweigen beendet und im Parlament erklärt, der Eingriff im Beckenbereich, | |
bei dem Chávez eine „Verletzung“ und umliegendes Gewebe entfernt wurde, sei | |
„zufriedenstellend“ verlaufen. Der Präsident befinde sich „in guter | |
körperlicher Verfassung“, sagte Jaua, doch dann räumte er ein: Erneut | |
kämpfe Chávez um sein Leben. | |
Wem die spärlichen Regierungsinformationen oder die Durchhalteparolen der | |
Chavistas in den offiziösen Medien nicht genügen, für den sind die Kolumnen | |
des stets wohlinformierten Journalisten Nelson Bocaranda in der | |
Tageszeitung El Universal ein Muss. Bereits Tage bevor Chávez letzte Woche | |
über seinen möglicherweise bösartigen Tumor informierte, hatte er ziemlich | |
präzise über einen vorherigen Kurztrip des Präsidenten nach Kuba informiert | |
– offenbar steht er mit einem der behandelnden Ärzte in Kontakt. | |
So habe sich die Meinung der brasilianischen Krebsspezialisten bestätigt, | |
wonach die Steroide, durch die Chávez in den letzten Monaten aufgeputscht | |
wurde, „kontraproduktiv“ seien, schrieb Bocaranda am Donnerstag. Sollte | |
nach der Analyse des neuen Tumors wieder eine Chemotherapie nötig werden, | |
sei der Einsatz von Steroiden völlig ausgeschlossen. | |
## Die neue Unübersichtlichkeit | |
Kein Wunder, dass wild spekuliert wird. Selten war das politische Szenario | |
in Venezuela, wo im Oktober Präsidentschaftswahlen anstehen, | |
unübersichtlicher als heute. Fest steht lediglich, dass für die Opposition, | |
die sich einiger präsentiert denn je, der 39-jährige Henrique Capriles | |
antritt. Und dass es nur Chávez zugetraut wird, den Herausforderer zu | |
besiegen – seine zuverlässigsten Bundesgenossen wie Energieminister Alí | |
Rodríguez (74) oder Exvize José Vicente Rangel (83) sind schlicht zu alt. | |
Doch was, wenn Chávez für einen kräfteaufreibenden Wahlkampf zu krank ist? | |
„In seinem Umfeld hat er niemanden groß werden lassen, sondern sich mit | |
mittelmäßigen, loyalen Jasagern umgeben“, analysiert die Historikerin | |
Margarita López Maya. | |
Den jetzigen Parlamentspräsidenten Diosdado Cabello bezeichnet sie als | |
„Brücke zu den Militärs, die der wichtigste Machtfaktor sind. Diese sind | |
aber nicht marxistisch oder sozialistisch, sondern sie sehen Chávez als | |
Garanten eines nationalistischen Staatsprojekts“. Allerdings ist Cabello | |
auch im eigenen Lager höchst umstritten, und 2008 verlor er trotz Amtsbonus | |
die Gouverneurswahl in Miranda gegen Capriles. | |
Blieben als mögliche Chávez-Nachfolger Bruder Adán, Vize Jaua oder | |
Außenminister Nicolás Maduro – gegen Capriles sähen aber auch sie sehr | |
blass aus. | |
1 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Gerhard Dilger | |
## TAGS | |
Recherchefonds Ausland | |
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