# taz.de -- Regionlawahlen in Indien: Niederlage für den Gandhi-Clan | |
> Die Kongresspartei bleibt weit hinter den selbstgesteckten Erwartungen | |
> zurück. Die Gandhi-Partei errang bei den Wahlen nur den vierten Platz. | |
Bild: Nach den Wahlen: Jubelnde Anhänger der Samajwadi-Partei (SP). | |
DEHLHI taz | Die Gandhi-Nehru-Familie, berühmt für ihr Schweigen nach | |
Niederlagen, versteckt sich diesmal nicht. „Ich habe eine Lektion erteilt | |
bekommen“, sagte Rahul Gandhi, Kronprinz einer Dynastie, die Indien seit | |
der Unabhängigkeit 1947 die meiste Zeit regiert hat. Er reagierte auf die | |
Niederlage seiner Kongresspartei bei den wichtigen Regionalwahlen in | |
Indiens größtem Bundesstaat Uttar Pradesh mit 200 Millionen Einwohnern. | |
Gandhi hatte dort in den letzten Wochen intensiv Wahlkampf geführt und über | |
100 öffentliche Veranstaltungen abgehalten. Trotzdem kam die Kongresspartei | |
nur auf Rang vier. Gewinnerin war die regionale Samajwadi-Partei (SP), die | |
um 125 Sitze zulegte und mit 222 Sitzen die absolute Mehrheit gewann. | |
Die Partei stellte früher schon mehrfach den Regierungschef des | |
Bundesstaats, war aber für einen dramatischen Einbruch der öffentlichen | |
Sicherheit verantwortlich. Zudem wurden ihr Verbindungen zur Mafia | |
nachgesagt. | |
Das soll heute anders sein: „Unsere Partei wird sich nicht mit der Mafia | |
verbünden“, versprach Akhilesh Yadav, Sohn von Parteichef Mulayam Singh | |
Yadav. Akhilesh gilt als Architekt des Siegs: Früher wollte die SP Englisch | |
an Schulen verbieten, jetzt versprach sie Oberschülern und Studenten | |
Laptops. | |
Die SP, die vor allem niedrige Landarbeiterkasten repräsentiert, löst die | |
Partei der bisherigen Regierungschefin Mayawati Kumari ab, welche die Kaste | |
der Unberührbaren vertritt. Diese verlor 127 ihrer 206 Sitze. | |
## Enttäuschendes Ergebnis | |
Dritte wurde die hindunationalistische Bharatiya-Janata-Partei (BJP), die | |
in Delhi die Opposition führt, mit 49 Sitzen. Vierte die Kongresspartei mit | |
39. Zwar waren das fünf Mandate mehr für den 41-jährigen Rahul Gandhi als | |
bei der letzten Wahl dort. Doch hatte sich die Partei von ihrem Jungstar | |
viel mehr versprochen. | |
Das Ergebnis bestätigt einen Trend, nach dem die Regionalparteien weiter an | |
Einfluss gewinnen. Schon jetzt kann die Kongresspartei in Delhi nur noch in | |
Koalitionen mit diesen Parteien regieren und ist wegen deren | |
widersprüchlichen Interessen kaum mehr in der Lage, eigene Akzente zu | |
setzen. Bis zu den nächsten nationalen Parlamentswahlen 2014 wird sich die | |
Kongresspartei vor allem um stabilere Partner bemühen. | |
Zweiter Verlierer der jetzigen Wahlen ist die nationale Oppositionspartei | |
BJP, die aber in drei kleineren Bundesstaaten (Punjab, Uttarakhand und Goa) | |
zufriedenstellend abschnitt. Die Kongresspartei gewann nur im nordöstlichen | |
Manipur. | |
6 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Georg Blume | |
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