# taz.de -- Grünenspitze beim Bundestagswahlkampf: Eine ist unbescheiden | |
> Claudia Roths Vorstoß, Spitzenkandidatin für den Wahlkampf 2013 zu | |
> werden, findet bei den Grünen ein geteiltes Echo. Manche freuen sich, | |
> dass sie die Diskussion nicht verstehen. | |
Bild: Soll's einer machen? Oder zwei? Oder vier? | |
BERLIN taz | Claudia Roth hat ihre Karten auf den Tisch gelegt. Die | |
Parteichefin der Grünen hat in der taz ihren Anspruch auf eine | |
Spitzenkandidatur bei der Bundestagswahl 2013 angemeldet. Damit hat sie | |
mögliche Alleingänge von Fraktionschef Jürgen Trittin abgeblockt. Die | |
Quote, so Roths Begründung, gehöre „sozusagen zum grünen Grundgesetz“. | |
Trittin reagierte am Freitag reserviert. Dem ZDF sagte er: „An | |
Personalspekulationen beteilige ich mich nicht, ich mache meine Aufgaben.“ | |
Ko-Parteichef Cem Özdemir erklärte, die Kandidatenfrage in einem | |
„transparenten und demokratischen Verfahren“ klären zu wollen. Die Partei | |
werde aber „um eine personelle Zuspitzung nicht herumkommen“. | |
Im Realo-Flügel um Özdemir heißt es längst, zugunsten eines einzigen | |
Kandidaten – und sei es der als links geltende Trittin – solle man sich vom | |
Doppel- oder gar Viererspitzenprinzip verabschieden. Roth verlangte nun | |
jedoch, inhaltliche und personelle Fragen sollten „nicht in | |
Hinterzimmerklüngeln entschieden werden“, und sprach sich für eine Urwahl | |
aus. Möglich sei gar eine Viererspitze – Özdemir/Roth und Trittin samt | |
Ko-Fraktionschefin Renate Künast. Diese könne „die Breite der Grünen | |
repräsentieren und viele WählerInnen ansprechen“. | |
Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke unterstützte Roth und verwahrte sich | |
wie sie gegen Hinterzimmerpolitik. Es wäre schlecht für die Partei, „wenn | |
sich jetzt vier, sechs, sieben oder vierzehn Leute“ festlegten, wer der | |
eine männliche Spitzenkandidat werden solle, sagte Lemke. | |
## Der Luxus, nicht alles verstehen zu müssen | |
Aus den Landesverbänden kommen unterschiedliche Stimmen. Silke Gajek, | |
Fraktionschefin in Mecklenburg-Vorpommern, begrüßt Roths Vorstoß. „Wir | |
Frauen sollten nicht so bescheiden sein“, sagte sie der taz. Claudia Roth | |
stehe zu ihrer politischen Verantwortung, „sie hat jahrelang den Vorsitz | |
gemacht, und es zeichnet sie aus, dass sie immer die Basisarbeit gepflegt | |
hat.“ Es sei gut zu wissen, „dass es Leute wie sie in der Spitze gibt“. | |
Der Fraktionschef der schleswig-holsteinischen Grünen, Robert Habeck, sagte | |
der taz: Er habe den Luxus, nicht alles verstehen zu müssen, was in der | |
Hauptstadt vor sich gehe. „Ich wünsche mir, dass diese Personaldiskussionen | |
die Elbe Richtung Norden nicht überschreiten.“ Habeck ist alleiniger | |
Grünen-Spitzenkandidat bei den Landtagswahlen im Mai. | |
Was Roths Quoten-„Grundgesetz“ angeht, so ist ihr wohl eines entfallen: Es | |
wurde bei den Grünen bereits zweimal unterlaufen. Sowohl bei der | |
Bundestagswahl 2002 als auch 2005 trat die Partei mit einem männlichen | |
Spitzenkandidaten an. Er hieß Joschka Fischer. | |
9 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Anja Maier | |
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