# taz.de -- Kartenverkauf: Polizei sperrt Fußballfans aus | |
> Der FC St.Pauli wehrt sich gerichtlich gegen die Verfügung der Polizei, | |
> für das Spiel am Millerntor gegen Hansa Rostock keine Gästekarten an | |
> Rostocker Fans zu verkaufen. | |
Bild: Randale im Millerntor 2009: Hansa-Hooligans brennen Feuerwerkskörper auf… | |
Der FC St. Pauli schreibt Geschichte – wenngleich nicht auf dem sportlichen | |
Sektor: Das Präsidium der Kiez-Kicker hat beschlossen, gegen eine | |
Unterlassungsverfügung der Polizei vor das Verwaltungsgericht zu ziehen. | |
Die Polizei verbietet dem Kiez-Club, Gästekarten für das Heimspiel gegen | |
den Rivalen Hansa-Rostock am 22. April zu verkaufen – aus Angst vor | |
Randale. „Wir wollen, dass eine Grundsatzentscheidung gefasst wird, ob die | |
Polizei berechtigt ist, in den Kartenverkauf einzugreifen“, sagt | |
St.-Pauli-Sprecher Christian Bönig. | |
„Die Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass mit massiven | |
Auseinandersetzungen zu rechnen ist“, sagt der Hamburger Polizeisprecher | |
Holger Vehren. Daher sei eine Gefahrenprognose erstellt worden, die die | |
Polizei zu diesem Schritt veranlasst habe. | |
In der Tat geht es oft hoch her, wenn der FC St. Pauli und Hansa Rostock | |
aufeinandertreffen. So ist es im März 2009 nach dem Abpfiff zu einer | |
regelrechten Straßenschlacht gekommen, bei der die Polizei mit sechs | |
Wasserwerfern gegen die Fan-Gruppen vorgegangen ist. | |
In der Saison 2009/10 verfügte daraufhin die Polizei, dass an Hansa Rostock | |
für das Spiel am Millerntor im April 2010 nur 500 Sitzplatzkarten | |
ausgegeben werden durften. Die Rostocker boykottierten dann das Spiel und | |
schickten nur eine Protestdelegation mit Transparenten ans Millerntor. | |
Beim Hinspiel in der aktuellen Saison in Rostock im Dezember 2011 kam es | |
erneut zu Konfrontationen: Hansa-Fans warfen Feuerwerkskörper in den | |
St.-Pauli-Fan-Block, diese zündeten als Reaktion Bengalos an, sodass das | |
Spiel zehn Minuten unterbrochen werden musste. Hansa Rostock wurde vom | |
Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zu einem sogenannten | |
Geisterspiel ohne Fans verdonnert, St. Pauli musste 8.000 Euro Strafe | |
zahlen. | |
Dennoch möchte sich der FC St. Pauli die Einmischung der Polizei nicht | |
gefallen lassen – und findet dafür Zustimmung des Rivalen Hansa Rostock. | |
„Dieser Eingriff der Polizei ist bislang in der deutschen Fußballgeschichte | |
einzigartig“, sagt Bönig. Es gehe St. Pauli um eine Grundsatzentscheidung: | |
„Wir haben da gar keinen Konflikt mit der Polizei.“ Der Fußballverein | |
unterliege der Gerichtsbarkeit des DFB. „Da greift die Polizei jetzt ein, | |
wir wollen klären lassen, ob das rechtens ist und ob sie das darf.“ | |
„Ich finde es sehr gut, dass St. Pauli dagegen vorgeht“, sagt Wilko Zicht | |
vom Bündnis aktiver Fußball-Fans (BAFF). Die Polizeianordnung sei von | |
„Panikmache geprägt“. Er glaube nicht, dass die Verfügung vor Gericht | |
Bestand haben werde. Zicht fordert: „Da soll die Polizei mal ihre | |
Erkenntnisse auf den Tisch legen.“ | |
9 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Kai von Appen | |
Jan Kahlcke | |
## TAGS | |
Grüne | |
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