# taz.de -- Wowereits Finca-Affäre: "Die Sensibilität ist jetzt größer" | |
> Der Spanienurlaub des Regierenden Bürgermeisters beschäftigt am Mittwoch | |
> den Rechtsausschuss. Joachim Bäumel von Transparency International rät | |
> zur Umsicht. | |
Bild: Wowereit und Event-Manager Schmidt 2005 bei einem Empfang. | |
taz: Herr Bäumel, hat Klaus Wowereit falsch gehandelt, als er im Domizil | |
des Eventmanagers Manfred Schmidt urlaubte? | |
Joachim Bäumel: Nach dem, was auf dem Tisch liegt, scheint es rechtlich | |
kein Problem zu sein. Solange es keine geschäftlichen Beziehungen zwischen | |
dem Senat und Schmidt gab, war es keine Vorteilsnahme. Etwas anderes ist, | |
ob es politisch geschickt war. Herr Wowereit sollte sich wie jeder | |
Politiker genau überlegen, bei wem er Urlaub macht und auf wessen Kosten. | |
Womöglich hatte Schmidt ja geschäftliche Hintergedanken, als er Wowereit | |
einlud? | |
Das ist genau der Punkt. Das Geschäftsmodell von Herrn Schmidt basiert | |
darauf, dass er Menschen zusammenbringt. Die einen bezahlen, die anderen | |
werden wegen ihrer Prominenz eingeladen. Politiker haben diese Prominenz | |
aber durch ihr öffentliches Amt erlangt. Natürlich kann Wowereit privat | |
besuchen, wen er möchte und dort auch übernachten. Aber er ist auch eine | |
öffentliche Person und wenn er jemanden besucht, der Kontaktnetzwerke | |
spinnt, sollte er sich nicht einladen lassen, sondern dafür bezahlen. Nur | |
so kann er jeden Anschein vermeiden, es ginge ihm um einen finanziellen | |
Vorteil. Man muss bei der Sache auch bedenken, dass das Interesse von Herrn | |
Schmidt an Herrn Wowereit wohl zum großen Teil an dessen Funktion liegt. | |
Der Regierende Bürgermeister sollte sich bewusst sein, dass er für Herrn | |
Schmidt Gold wert ist. | |
Die Aufregung bei den Oppositionsparteien ist nun also zu Recht entbrannt? | |
Ich kann es verstehen, dass die Politiker im Abgeordnetenhaus und die | |
Medien nun nachhaken. Seitenfüllende Schlagzeilen halte ich im Augenblick | |
aber für nicht so gerechtfertigt. Es laufen schließlich keine Ermittlungen. | |
Die Medien haben natürlich bestimmte Erfahrungen gemacht, dass Wahrheiten | |
nur bruchstückhaft ans Licht kommen. In diesem Fall kann das aber natürlich | |
auch ganz anders sein. | |
Liegt es also an Christian Wulff, dass zum jetztigen Zeitpunkt Wowereits | |
Urlaub zum Diskussionsthema wurde? | |
Es ist doch selbstverständlich, dass die Öffentlichkeit nach der | |
Wulff-Affäre kritischer geworden ist. Das ist positiv zu bewerten. Es gibt | |
da jetzt eine größere Sensibilität. Durch das Verhalten von Wulff bekam die | |
Bevölkerung den Eindruck, dass manche Spitzenpolitiker bestimmte Gaben | |
angenommen haben. Und das fanden sie nicht richtig. Dass Politiker | |
Unternehmer kennen und mit ihnen reden müssen, das ist ja schön und gut. | |
Sie müssen dabei aber jeden Anschein von finanziellem Vorteil vermeiden. | |
Politiker sollten bei dieser Sache sensibel sein: Geld darf keine Rolle | |
spielen beim Zugang zur Politik. Das wird in der Öffentlichkeit nun | |
diskutiert. Und das ist richtig. | |
12 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Sebastian Erb | |
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