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# taz.de -- Deutscher Pinterest-Klon: Offene Hommage an das Original
> Die Samwer-Brüder bauen gerne erfolgreiche Websites aus den USA nach.
> Wieviel sie tatsächlich kopieren, wurde kürzlich bei ihrem
> „Pinterest“-Klon deutlich.
Bild: Lauter schöne Dinge – aber ist das jetzt Pinterest oder Pinspire?
BERLIN taz | Sobald in den USA ein neuer interessanter Dienst auftaucht,
sieht man etwas weiter hinten am Horizont drei lustige Gestalten
auftauchen, die ihm, Unverständliches rufend, hinterherjagen. Das sind die
Samwer-Brüder.
Ihr Prinzip ist einfach: Man nehme ein vielversprechendes Geschäftsmodell,
baue es möglichst detailgenau nach, gebe ihm einen bescheuerten Namen und
versuche, damit in Deutschland zu landen; sie sind die wahrscheinlich
bestbezahlten Übersetzer hierzulande.
So machten sie es von Beginn an, Ebay zu Alando, Youtube zu MyVideo,
Groupon zu Citydeal. Unverständlich, warum ihr neue Investment-Firma Rocket
Internet heißt: [1][Kamino wäre viel naheliegender]. Das ist der Planet,
auf dem in Star Wars – Episode II die Klonkriegerarmee hergestellt wird.
Das nächste große Ding aus den Staaten heißt Pinterest und ist eine Art
persönliches Schwarzes Brett: Sobald man angemeldet ist, kann man Bilder
aus dem Netz auf einer eigenen Profilseite anlegen. Das nächste große Ding
der Samwer-Brüder heißt Pinspire und ist eine Art persönliches Schwarzes
Brett: Sobald man angemeldet ist, kann man Bilder aus dem Netz auf einer
eigenen Profilseite anlegen.
Karl Jo Seilern, CEO von Pinspire, hat die Existenzberechtigung seiner
Firma damit erklärt, dass ja in Deutschland und den USA verschiedene Bilder
Interesse hervorrufen, zum Beispiel seien in Deutschland die
Hochzeitstorten kleiner. Die Brötchen auch, Herr Seilern!
Vielleicht ist es eine Hommage an das große Vorbild, dass Pinspire halb
fertige AGB ins Netz gekübelt hat: Unter Punkt 7, Hinweise auf
Rechtsverletzungen, hat die juristische Abteilung geschickt einen Hinweis
auf das Original versteckt. Sollte es kein Kontaktformular geben, durch das
Urheberrechtsverletzungen angezeigt werden könnten, [2][wie das bei
Pinterest der Fall sei], solle der Verantwortliche nochmal Rücksprache
halten: dann müsse man sich selbst was erarbeiten.
## „Wir sind ein junges Startup“
Und das kann ja nicht Sinn eines Web 2.0-Startups sein, schließlich geht es
da in erster Linie darum, Geld abzugraben und mit dem Rest möglichst wenig
zu tun zu haben. Das ist in der Unternehmensphilosophie bereits mit
angelegt: Dienste wie Pinterest und Pinspire sind Brutstätten der
Urheberrechtsverletzung.
Mit sowas will man bei Pinspire übrigens gar nichts zu tun haben, weswegen
es da zur Praxis geworden ist, Urheber eingebundener Fotos anzumailen und
zu fragen, ob es in Ordnung sei, dass sie die Bilder verwenden. Besonders
schön die Schlussfloskel: „Wir sind ein junges Start-Up aus Berlin. Wir
wollen niemanden verletzen!“ Wobei man da natürlich fragen muss, warum sie
es darauf anlegen, dass nicht wenige Juristen nach Lektüre das immense
Bedürfnis verspüren dürften, den Kopf gegen die Tischplatte zu donnern.
Denn, wie Rechtsanwalt [3][Henning Krieg anmerkt], es ist ja
offensichtlich, dass die Urheberrechtsverletzung zu diesem Zeitpunkt schon
stattgefunden hat; mit dieser Mail kann sich zwar Pinspire aus der Affäre
ziehen, nicht allerdings der Nutzer. Krieg schlägt eine passendere
Formulierung für die Benachrichtigung vor, etwa: „Entschuldigung, hätten
Sie vielleicht Interesse daran, unseren Nutzer abzumahnen?“
15 Mar 2012
## LINKS
[1] http://de.wikipedia.org/wiki/Orte_aus_Star_Wars#Kamino
[2] http://www.lead-digital.de/start/social_media/pinspire_wenn_copy_and_paste_…
[3] http://www.kriegs-recht.de/pinterest-pinspire-abmahnung/
## AUTOREN
Frédéric Valin
## TAGS
Rocket Internet
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