# taz.de -- „Pinterest“ hat Urheberrechtsprobleme: Gepinnt und zugenäht | |
> Alles, was schön ist, pinnt man auf die Bilder-Plattform „Pinterest“. Gar | |
> nicht schön ist, dass mit dem Hype des Fotonetzwerks auch die Probleme | |
> größer werden. | |
Bild: Schönes Foto. Schöner Turnschuh. Schön bezahltes Urheberrecht. | |
Das [1][Fotonetzwerk Pinterest] boomt – in den USA, aber mittlerweile auch | |
in vielen europäischen Ländern. Einer der Gründe dafür dürfte die leichte | |
Bedienbarkeit sein: Einmal angemeldet, kann man mittels einfachem | |
Lesezeichen („Pin it“) jedes Bild im Web, das man irgendwie schön findet, | |
auf seine persönliche Seite packen. | |
Wer will, kann sich noch einige Unterseiten mit Kategorien anlegen – fertig | |
ist das persönliche Grafikarchiv. Findet man Bilder anderer Nutzer gut, | |
werden diese „repinnt“, also im eigenen Fotostrom wiederverwendet und | |
eventuell durch einen Kommentar ergänzt. | |
Mit dieser Methode erreichte Pinterest nach Angaben des | |
US-Web-Marktforschers Comscore mittlerweile 11,7 Millionen eindeutige | |
Nutzer im Monat. Das Problem dabei: So simpel das alles ist – Pinterest | |
bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone. Die Bilder, die auf der | |
Plattform auftauchen, stammen in den seltensten Fällen von den Nutzern | |
selbst, Pinterest ermuntert die Nutzer mit seinem „Pin it“-Lesezeichen | |
sogar, Material aus anderen Internet-Angeboten zu übernehmen. Die Aufnahmen | |
werden dabei auf Pinterests Server kopiert, zum Original wird nur noch ein | |
Link gesetzt. | |
Was Pinterest da macht, hat in Deutschland vielen Nutzern schon eine | |
Abmahnung eingebracht: Kopiert man hierzulande ein Bild von einer anderen | |
Website und stellt sie beispielsweise in sein Blog, ist das bereits eine | |
Urheberrechtsverletzung. „Die meisten deutschen Juristen kommen zu der | |
Bewertung, dass Pinterest gegen das Urheberrecht verstößt“, sagte der auf | |
Internet-Recht spezialisierte Anwalt Carsten Ulbricht aus Stuttgart | |
kürzlich der Nachrichtenagentur dpa. Der rechtliche Grat sei hier schmal. | |
## Konsequent anonym anmelden | |
„Fotos sind immer urheberrechtlich geschützt, egal wie trivial sie sind.“ | |
Zwar habe er von Abmahnungen bislang nichts gehört. Das könnte aber auch | |
daran liegen, dass der Pinterest-Boom in Deutschland gerade erst begonnen | |
hat und es mangels Impressumspflicht in einem Pinterest-Board zudem | |
schwierig ist, an den Account-Besitzer zu kommen. Anwalt Ulbricht warnt | |
aber, dass sich das ändern könnte. | |
„Konsequent ist: Wer Pinterest nutzen will, sollte sich anonym anmelden“, | |
sagte er. Im Sinne des Urheberrechts ist das aber nicht. Pinterest selbst | |
glaubt, mit einem sogenannten Notification System zumindest in den USA auf | |
der rechtlich sicheren Seite zu sein. Hier gibt es im Rahmen des 1998 | |
verabschiedeten DMCA-Gesetzes eine Regelung, laut der | |
Internet-Diensteanbieter erst dann für Inhalte ihrer Nutzer zur | |
Rechenschaft gezogen werden können, wenn sie von einem Rechtsverstoß | |
Kenntnis haben. | |
Über das Notification System wird dies implementiert: Stößt ein | |
Rechteinhaber auf geklaute Bilder, kann er bei Pinterest dafür sorgen, dass | |
seine Inhalte heruntergenommen werden. „Uns ist sehr wichtig, Werte für | |
Inhalteanbieter zu generieren“, beteuert Pinterest dazu in einer | |
Stellungnahme, „wir verwenden sehr viel Zeit darauf, die Bedürfnisse und | |
Probleme der Inhalteanbieter zu verstehen.“ | |
## Der „Nopin“-Code | |
Ein Ergebnis dieser Überlegungen ist ein seit Februar verfügbarer | |
technischer Ansatz: Um gar nicht erst mit seinen Bildern auf Pinterest zu | |
landen, kann man seither widersprechen. Baut man in den Code seiner Seite | |
das sogenannte „Nopin“-Metatag ein, soll Pinterest Nutzern automatisch | |
verweigern, Bilder aus diesem Angebot zu übernehmen. Das Bilderportal | |
Flickr hat „Nopin“ bereits implementiert: Nutzer des Dienstes können ihre | |
Aufnahmen so von Pinterest ausschließen, wenn sie das möchten. | |
Allerdings lässt sich auch das umgehen: Dazu muss der User das Bild nur | |
vorher auf dem PC-Schreibtisch zwischenspeichern und es anschließend wieder | |
hochladen. Entsprechend interessant könnte die Entwicklung von Pinterest | |
werden. Derzeit beginnt die Plattform langsam, erste Umsätze zu generieren | |
- dazu baute man bis vor kurzem sogenannte Affiliate-Links ein, um an | |
Geschäften in Online-Shops beteiligt zu werden. Nach Protesten wurde die | |
Funktion wieder eingestellt. | |
Was die eigenen Nutzungsbedingungen anbetrifft, legte Pinterest bislang | |
viel wert auf seine Rechte: Das Portal räumte sich die Möglichkeit ein, | |
gepinnte Nutzerbilder zu vermarkten. Inzwischen hat man diesen | |
[2][Paragraphen allerdings gestrichen]. Man habe dies sowieso nie | |
beabsichtigt, hieß es von der Firma. | |
29 Mar 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.pinterest.com | |
[2] http://www.heise.de/foto/meldung/Pinterest-entschaerft-Nutzungsbedingungen-… | |
## AUTOREN | |
Ben Schwan | |
## TAGS | |
Relaunch | |
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