# taz.de -- Kommentar Notfallpläne für Atomunfall: Außer Leugnen nichts gele… | |
> Seit über einem halben Jahr ist bekannt, dass die Notfallpläne für einen | |
> Atomunfall in Deutschland unzureichend sind. Der Politik scheint das egal | |
> zu sein. | |
Man weiß nicht recht, was erschreckender ist: dass in den deutschen | |
Notfallplänen für Atomunfälle ein Szenario wie in Fukushima bisher nicht | |
vorgesehen war und sich daran trotz einer Studie mit dramatischen | |
Ergebnissen nichts geändert hat. Oder dass die Bundesregierung zunächst | |
versucht hat, die alarmierenden neuen Erkenntnisse vor der Öffentlichkeit | |
zu verbergen, um sie nun in Frage zu stellen und zu relativieren. | |
Mit der Stilllegung der acht ältesten Reaktoren hat Deutschland eine | |
wichtige Konsequenz aus der Katastrophe in Japan gezogen. Doch zugleich ist | |
das Thema damit weitgehend aus den Schlagzeilen verschwunden – obwohl neun | |
weitere AKWs in Betrieb bleiben, teils noch über ein Jahrzehnt. Fragen zu | |
deren Sicherheit scheinen von der Politik angesichts des | |
Ausstiegsbeschlusses nicht mehr als sonderlich relevant betrachtet zu | |
werden. | |
Anders ist es nicht zu erklären, dass an den Notfallplänen noch nichts | |
geändert wurde, obwohl der akute Handlungsbedarf seit über einem halben | |
Jahr bekannt ist. Nach Fukushima zeigte sich die Welt schockiert darüber, | |
wie sehr die japanischen Behörden überfordert waren. Doch statt als | |
Konsequenz dafür zu sorgen, dass hierzulande nicht das Gleiche passiert, | |
verweist das Umweltministerium von Norbert Röttgen, in dem die | |
verantwortliche Abteilung noch immer von einem ehemaligen Atom-Lobbyisten | |
geführt wird, auf langwierige Abstimmungsprozesse. | |
Die zuständige Behörde hat eine klare Analyse geliefert. Das Ministerium | |
stellt diese in Frage, ohne Argumente zu liefern. Das darf die | |
Öffentlichkeit sich nicht gefallen lassen. Sie hat einen Anspruch darauf, | |
dass die Politik sich der Realität stellt – und zwar sofort. | |
18 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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