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# taz.de -- „EnemyGraph“ für Facebook: Als Feind hinzufügen
> Justin Bieber, den Ex-Freund oder Fox News: Endlich darf auf Facebook
> richtig gehasst werden! Zwei amerikanische Studenten haben den
> „Enemygraph“ entwickelt.
Bild: Überall hinzukritzeln, wen und was man so liebt, ist ja auch von vorgest…
Wenig liebt der Mensch so inständig wie zu hassen. Hass regiert die
Kommentarbereiche, treibt in Buchbesprechungen auf Amazon sein Unwesen und
auf Youtube selbst in der Diskussion harmloser Unterhaltungsvideos stolze
Blüten.
Bloß auf Facebook, dem virtuellen Jugendtreff unserer Zeit, sollen sich
alle lieb haben und werden von Mark Zuckerberg wie einst von der FDJ zu
„Freundschaft“ verdonnert. Dabei ist der gemeinsame Freund, auf Facebook
die zwischenmenschliche Verknüpfung überhaupt, ein denkbar schlechter
Indikator. Viel, viel besser: der gemeinsame Feind.
Genug! befanden Bradley Griffith und Harrison Massey, zwei Medien-Studenten
der University of Texas in Dallas, und entwickelten im Rahmen ihres
Studiums und unter Ratschlag des Studiengangleiters und [1][Medienkünstlers
Dean Terry] den sogenannten [2][EnemyGraph].
Die technisch noch etwas wackelige Anwendung erlaubt Facebook-Nutzern,
nicht mehr nur ihren Freundschaften und Bekanntschaften Ausdruck zu
verleihen oder Fan einer Band oder eines Politikers zu werden, sondern auch
innige, persönliche Feindschaften zu pflegen oder verhasste Musiker und
Parteien auf der Seite zur Schau zu stellen.
## Medienkritisches Spaßprojekt
Man lernt einiges über Menschen, wenn man weiß, worüber sie sich aufregen
und was sie nicht mögen,“ erläutert Dean Terry die Intention des
medienkritischen Spaßprojektes. „Außerdem ist es so, dass wenn Sie und ich
etwas nicht mögen, dann erzeugt dies eine zwischenmenschliche Verbindung,
die in den sozialen Medien bislang kaum erkundet wurde.“
Davon dass die Verbrüderung durch gemeinsame Ablehnung im Netz bislang
unbeachtet geblieben wäre, kann nicht die Rede sein angesichts zahlreicher
sogenannter „Shitstorms“, diverser Petitionsgruppen auch auf Facebook und
einem mittlerweile dauerhaften Zustand der ablehnenden Erregung vor allem
auf Twitter.
Mit dem Bedürfnis nach negativen Gefühlsausbrüchen auf Facebook sind Terry
und seine Studenten nicht alleine, haben doch schon mehr als drei Millionen
Nutzer einen
[3][//www.facebook.com/pages/Dislike-Button/102038567018:„Dislike“-Knopf
für Facebook] gefordert .
## Rick Santorum belegt Platz 1
Dass die Bezeichnung „Feind“ nichtsdestotrotz abschreckend und irritierend
sein könnte, ist Dean Terry derweil durchaus bewusst, wie er [4][in seinem
Blog] schreibt : „Wir verwenden das Wort Feind ungefähr so präzise wie
Facebook das Wort Freund.“
Die Hoffnung, dass ein weniger von erzwungener Freundlichkeit geprägter
Austausch gleichzeitig auch interessanter ist, wird allerdings schon durch
den Blick in die [5][auf enemygraph.com angezeigte Liste] der meist
gehassten Menschen und Institutionen enttäuscht: Der wahlweise geistig
verwirrte oder vielleicht doch bloß rechts-christliche US-Politiker Rick
Santorum belegt Platz 1, knapp vor dem nervraubenden Popsternchen Justin
Bieber und der verlässlich homophoben Westboro Baptist Church.
Dahinter: der notorisch uncoole und unsichere Internet Explorer und das
Verleumdungsmedium Fox News. Immerhin noch brav auf Platz 6: Rassismus –
allesamt recht erwartbare Kandidaten.
Dass zum Hassen auch immer das Gehasstwerden gehört, dass das Internet der
anonymen Pöbelei und dem Mobbing außerdem längst Tür und Tor geöffnet hat,
das haben Dean Terry und seine Studenten auch selbst erfahren: Bereits zehn
Nutzer geben bei EnemyGraph an, den EnemyGraph zu hassen.
28 Mar 2012
## LINKS
[1] http://www.deanterry.com/
[2] http://www.enemygraph.com/
[3] http://https
[4] http://www.deanterry.com/post/18034665418/enemygraph
[5] http://www.enemygraph.com
## AUTOREN
Daniel Erk
## TAGS
Schwerpunkt Meta
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