# taz.de -- Adenauer-Stiftung in Abu Dhabi schließt: Engagement nicht erwünsc… | |
> Die Konrad-Adenauer-Stiftung muss ihre Repräsentanz in Abu Dhabi | |
> schließen. Die CDU reagiert mit Unverständnis, es seien keine | |
> nachvollziehbaren Gründe genannt worden. | |
Bild: Nach Ägypten muss die Stiftung ihre Repräsentanz in Abu Dhabi schließe… | |
BERLIN dapd | Das erzwungene Aus für die Konrad-Adenauer-Stiftung in Abu | |
Dhabi stößt in Deutschland auf Unverständnis. Bundeskanzlerin Angela Merkel | |
und Außenminister Guido Westerwelle reagierten am Donnerstag mit Bedauern | |
auf die Entscheidung der Vereinigten Arabischen Emirate. | |
Der Vorsitzende der CDU-nahen Stiftung, Hans-Gert Pöttering, sprach von | |
einem „Alarmzeichen, wenn Nichtregierungsorganisationen und politische | |
Stiftungen zunehmend in der arabischen Welt unerwünscht sein sollten“. Auch | |
in Ägypten hatte die Einrichtung ihre Arbeit einstellen müssen. | |
Die Konrad-Adenauer-Stiftung teilte mit, dass sie ihre Projekte in der | |
Hauptstadt Abu Dhabi beenden und das dortige Büro mit sofortiger Wirkung | |
schließen müsse. Der deutsche Botschafter in den Emiraten sei kürzlich im | |
dortigen Außenministerium informiert worden, dass die Stiftung ihre | |
Aktivitäten im Land einzustellen habe. „Wir können nur mit völligem | |
Unverständnis auf diese unerwartete und plötzliche Entwicklung reagieren“, | |
sagte Pöttering. Nachvollziehbare Gründe seien nicht genannt worden. | |
Auch die Kanzlerin und CDU-Chefin reagierte enttäuscht. „Wir bedauern | |
natürlich, dass die Stiftung geschlossen werden muss“, sagte Merkel. Die | |
Vereinigten Arabischen Emirate hätten deutlich gemacht, dass sich dieser | |
Schritt nicht gegen die Konrad-Adenauer-Stiftung richte, sondern dass alle | |
Einrichtungen dieser Art betroffen seien. Die Bundesregierung werde | |
versuchen, die enge Kooperation mit den Emiraten fortzusetzen, hätte sich | |
aber gewünscht, dass die Stiftung ihre Arbeit machen könne. | |
Westerwelle äußerte ebenfalls sein Bedauern. Die politischen Stiftungen | |
Deutschlands leisteten international hervorragende Arbeit, sagte ein | |
Außenamtssprecher. Der Ressortchef habe sich in der vergangenen Woche | |
persönlich gegenüber dem Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate, | |
Abdullah bin Sajed al Nahjan, für eine Überprüfung dieser Entscheidung | |
eingesetzt. Auch am Rande des Nukleargipfels in Seoul Anfang der Woche habe | |
sich Westerwelle noch einmal bei seinem Amtskollegen um ein Einlenken | |
bemüht. | |
## Eine Lizenz gab es nie | |
Die Konrad-Adenauer-Stiftung hatte 2008 ihre Arbeit in den Emiraten auf | |
Einladung der dortigen Führung aufgenommen und bemüht sich seitdem um eine | |
rechtliche Registrierung. Das heißt, die Stiftung arbeitete ohne Lizenz, | |
konnte ihre Projekte aber frei auflegen und vorantreiben. Die Repräsentanz | |
in Abu Dhabi hatte im Juni 2009 eröffnet. | |
Die Stiftung kündigte nun an, sie werde ihre Projekte in der Golfregion - | |
außerhalb der Emirate - vorübergehend von einem anderen Büro aus weiter | |
betreuen. Die Stiftung hat etwa einen Standort in Jordanien, der diese | |
Aufgabe übernehmen könnte. | |
Auch in Ägypten hatte die Konrad-Adenauer-Stiftung zuletzt große Probleme | |
bekommen und musste dort ebenfalls ihre Arbeit einstellen. Die dortigen | |
Behörden hatten Ende Dezember zahlreiche Büros von | |
Nichtregierungsorganisationen im ganzen Land durchsucht, darunter auch | |
Büroräume der Stiftung in Kairo. Vorgeworfen wurde den Organisationen | |
illegale Annahme von Geld aus dem Ausland und Anstiftung zu Unruhen. Gegen | |
zwei Mitarbeiter der Kairoer Vertretung der Adenauer-Stiftung läuft derzeit | |
noch ein gerichtliches Verfahren. | |
Pöttering mahnte, Kontakte und der Dialog mit Europa und der Welt seien von | |
größter Bedeutung für die freiheitliche und demokratische Entwicklung in | |
den arabischen Ländern. | |
29 Mar 2012 | |
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