# taz.de -- Nach der Schlecker-Pleite: Wer kriegt wieder einen Job? | |
> Senat und Handelsverbände sehen gute Jobchancen für gekündigte | |
> MitarbeiterInnen. Laut Ver.di gibt es allerdings kaum Chancen für ältere | |
> Beschäftigte. | |
Bild: So sieht es derzeit in vielen Ex-Schlecker-Filialen aus. | |
Geht es nach dem Berliner Senat und den Handelsverbänden, stehen die von | |
der Kündigung betroffenen MitarbeiterInnen der Drogeriemarktkette Schlecker | |
vor einer rosigen Zukunft. Etwa 350 der 756 Berliner Beschäftigten des | |
insolventen Unternehmens dürften in diesen Tagen die Kündigung des | |
Insolvenzverwalters in ihrem Briefkasten finden. „Wir denken, dass wir die | |
ersten Angebote machen können, wenn sich die Betroffenen am Montag | |
arbeitslos melden“, sagt Olaf Möller, Sprecher der Regionaldirektion | |
Berlin-Brandenburg der Bundesagentur für Arbeit. | |
Nach Angaben der Arbeitsagentur seien in Berlin 1.700 offene | |
Verkäuferstellen gemeldet. „Schon rein rechnerisch sieht es gut aus, dass | |
350 gekündigte Schlecker-Beschäftigte eine neue Anstellung finden“, sagt | |
Bernhard Schodrowski, Sprecher der Industrie- und Handelskammer Berlin. | |
Am Donnerstag hatte Berlins Arbeitssenatorin Dilek Kolat (SPD) andere | |
Drogeriemarktketten aufgefordert, möglichst viele Schlecker-Beschäftigte zu | |
übernehmen. „Insgesamt ist die Marktaufnahmefähigkeit in Berlin, auch über | |
die Drogeriesparte hinaus, positiv“, so Kolat. | |
Elke Breitenbach, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Berliner | |
Links-Fraktion, ist da skeptischer: „Appelle an den Einzelhandel, | |
Schlecker-Beschäftigte einzustellen, reichen nicht aus“, sagt sie. Der | |
Drogeriemarkt dm wollte sich auf taz-Anfrage nicht zu möglichen | |
Einstellungen äußern. Für den Raum Berlin waren am Freitag nur zwei Stellen | |
bei dm ausgeschrieben. Ähnlich sieht es bei Mitbewerber Rossmann aus. „In | |
diesem Jahr stellen wir deutschlandweit ungefähr 1.000 neue Mitarbeiter | |
ein, darunter werden sicher auch einige ehemalige Schleckerfrauen sein“, | |
sagt Rossmann-Sprecherin Sina Balkau. Allerdings suche das Unternehmen vor | |
allem in seinem Expansionsgebiet in Süd- und Westdeutschland nach Personal, | |
weniger in Berlin. Grundsätzlich setze Rossmann bei der Einstellung neuer | |
Mitarbeiter eine abgeschlossene Ausbildung im Einzelhandel voraus. | |
Genau darin sieht Ver.di-Sprecher Andreas Splanemann das Problem: Viele der | |
bisherigen Schlecker-MitarbeiterInnen seien schlecht qualifiziert. Als | |
ungelernte Kräfte einen adäquaten Arbeitsplatz zu finden, sei sehr | |
schwierig, sagt der Gewerkschafter. „Viele Schlecker-Mitarbeiterinnen sind | |
ältere Frauen, die nur in Teilzeit arbeiten. Für sie sieht es nicht gut | |
aus“, sagt Splanemann. | |
Olaf Möller von der Agentur für Arbeit widerspricht: | |
„Schlecker-Mitarbeiterinnen haben auf dem Arbeitsmarkt einen guten Ruf. Die | |
Frauen arbeiten zum Teil seit Jahrzehnten für Schlecker und können diese | |
Erfahrung auch in andere Unternehmen einbringen.“ | |
Der Präsident der Berliner Handwerkskammer, Stephan Schwarz, sprach von | |
einer gesellschaftlichen Verantwortung in der Stadt. Als erste konkrete | |
Maßnahme hat die Kammer eine Hotline für betroffene Schlecker-Beschäftigte | |
eingerichtet, Bewerbungen sollen an die entsprechenden Innungen und | |
Betriebe weitergeleitet werden. | |
Aus der Senatsverwaltung für Wirtschaft hieß es am Freitag, dass die | |
Betroffenenen ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt durch | |
Auffrischungsschulungen, etwa am Kassier- und Scansystem, erhöhen. | |
30 Mar 2012 | |
## AUTOREN | |
Kathrin Breer | |
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