| # taz.de -- Koalitionsstreit ums Betreuungsgeld: Rita Pawelski baut eine Brücke | |
| > Die Pläne zum Betreuungsgeld spalten die Union. Nun hat die Chefin der | |
| > Frauen-Union einen Kompromiss vorgeschlagen. | |
| Bild: Eine Lösung für alle. | |
| BERLIN taz | Im Koalitionsstreit über ein Betreuungsgeld hat die | |
| Vorsitzende der Frauengruppe in der Unions-Fraktion, Rita Pawelski, für | |
| einen Kompromiss geworben. | |
| „Jetzt ist notwendig, dass alle aufeinander zugehen – die Gegner des | |
| Betreuungsgeldes, die Befürworter der Barauszahlung und die Anhänger von | |
| Bildungsgutscheinen“, sagte Pawelski der taz am Montag. Auch | |
| Unions-Fraktionschef Volker Kauder kündigte an, man werde „eine Lösung | |
| finden, die auch von Kritikern mitgetragen werden kann“. | |
| Beide reagierten damit auf einen Brief, den 23 CDU-Abgeordnete am Freitag | |
| an Kauder geschickt hatten. Diese kündigten darin an, einen Antrag für ein | |
| Betreuungsgeld abzulehnen, falls er den Vorstellungen von Bayerns | |
| Familienministerin Christine Haderthauer (CSU) folge. Jene setzt auf | |
| Bargeld: Eltern, die ihre Kinder zu Hause betreuen und nicht in die Kita | |
| schicken, bekommen ab 2013 für ein zweijähriges Kind 100 Euro im Monat. | |
| Ab 2014 soll es dann 150 Euro für Zwei- und Dreijährige geben. Darauf | |
| hatten sich die Spitzen von CDU, CSU und FDP im November verständigt – | |
| gegen den Widerstand von Freidemokraten und Teilen der CDU. | |
| Die CDU-Abgeordnete Pawelski ist seit Jahren als Kritikerin des | |
| Betreuungsgelds bekannt. Sie plädiert nun für einen Mittelweg. „Eine Lösung | |
| wäre, das Betreuungsgeld nicht ausschließlich bar auszuzahlen. Der Staat | |
| könnte alternativ dem Elternteil, das zu Hause bleibt, nachhaltige Hilfen | |
| finanzieren.“ Als Beispiele nannte sie Hilfen für die Wiedereingliederung | |
| ins Berufsleben oder Riester-Renten. „Frauen unterbrechen für die | |
| Kindererziehung oft ihre Erwerbsbiografie und bekommen weniger Rente.“ | |
| ## Bar auszahlen? | |
| Bei sozial schwachen und bildungsfernen Familien könne eine Barauszahlung | |
| fatal wirken, weil Eltern ihre Kinder wegen des Geldes aus der Kita | |
| fernhalten könnten, sagte Pawelski. „Deshalb muss ein bar ausgezahltes | |
| Betreuungsgeld an Auflagen geknüpft werden.“ Das könne zum Beispiel der | |
| regelmäßige Besuch der Vorsorgeuntersuchungen sein. | |
| Damit schlägt sie eine Brücke zwischen den Bargeld-Fans der CSU, ihren | |
| skeptischen FraktionskollegInnen und den Freidemokraten, die vor dem | |
| Spitzentreffen im November allenfalls Bildungsgutscheine mittragen wollten. | |
| Sicher ist: Der Brief der CDU-Abgeordneten hat den alten Streit in der | |
| Union neu befeuert. FDP-Strategen können da eine gewisse Genugtuung nicht | |
| verhehlen. Generalsekretär Patrick Döring sagte: „Unsere Haltung zum | |
| Betreuungsgeld war und ist in der Sache kritisch. Wir werden uns daher | |
| sicher nicht weiteren Gesprächen verschließen, falls die Schwesterparteien | |
| CDU und CSU untereinander nicht zu einer Klärung kommen.“ | |
| Regierungssprecher Steffen Seibert betonte, die Regierung stehe zu dem im | |
| Koalitionsvertrag und im Koalitionsausschuss vereinbarten Betreuungsgeld. | |
| Wie es ausgestaltet werde, werde dem Gesetzentwurf zu entnehmen sein, „der | |
| vor der Sommerpause eingebracht wird“. | |
| 2 Apr 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Ulrich Schulte | |
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