# taz.de -- Neue CDU-Gruppe für Netzpolitik: Das dicke Digitalbrett | |
> Die Unionsparteien haben ihre Mühe mit der Netzpolitik. Doch nun gibt es | |
> einen neuen Verein: Das CNetz könnte es schaffen zugleich konservativ und | |
> technikpositiv zu sein. | |
Bild: Haben sich einiges vorgenommen: C-Netz-Gründer Peter Tauber und Thomas J… | |
BERLIN taz | Man muss nicht weit in der Geschichte der Unionsparteien | |
zurückgehen, um festzustellen, dass die Parteien mit dem C im Namen ihre | |
liebe Not und Mühe mit der Digitalisierung haben. Ob der Streit um ACTA, um | |
Vorratsdatenspeicherung oder um das „Vermummungsverbot“, den Klarnamenzwang | |
im Internet – CDU- und CSU-Politiker haben einen schweren Stand in den | |
netzpolitischen Debatten. | |
Doch auch innerhalb der Union gibt es zu den meisten Themen mehr als nur | |
eine Position. Diejenigen, die sich von Ursula von der Leyen, Günter Krings | |
und Ansgar Heveling nicht so recht repräsentiert fühlen, haben nun einen | |
eigenen Verein gegründet: CNetz heißt er, C wie christlich und damit ist | |
auch schon das Selbstverständnis der konservativen Netizens eingeleitet. | |
Ein konservatives Verständnis von Freiheit rücken sie in den Mittelpunkt | |
eines Textes „Was wollen wir“ auf ihrer Homepage. Dort heißt es: „Wir | |
wollen ein Internet der Freiheit. Dabei hat für uns Freiheit ohne | |
Verantwortung keinen Wert. Sie ist kein Selbstzweck, sondern sie befähigt | |
uns.“ Also keine FDP-Freiheit von Staat und für den Markt, sondern eine, | |
die primär Verantwortung – von wem auch immer – in den Mittelpunkt rückt. | |
In diesen zwei Sätzen steckt etwas, das zum Markenkern einer konservativen | |
aber nicht reaktionären Netzpolitik werden könnte: grundsätzlich | |
technikpositiv, aber stets mit der Rückbindung an andere, klassische | |
politische Werte anknüpfend. Schon allein mit ihrem Ansatz, das Netz und | |
die mit ihm und der Digitalisierung einhergehenden Veränderungen nicht von | |
Grund auf zu verteufeln oder für überbewertet zu erklären, unterscheiden | |
sich die CNetzler von einigen ihrer Parteifreunde. | |
## Anspielungen auf das Star-Trek-Universum | |
Und es ist jetzt keineswegs so, dass die Unionsparteien bislang keine | |
Gremien hätte: Da ist zum Beispiel der Arbeitskreis Netzpolitik der CDU, | |
der zum Beispiel zum Thema Urheberrecht wissen ließ, dass | |
Innovationsmöglichkeiten und der Kern des Urheberrechts als Schutz der | |
Urheber durch die Politik gleichermaßen geachtet werden müssten und hier | |
eine langfristige Aufgabe bevorstehe - da „eine geldfreie und allein auf | |
Selbstverwirklichung abzielende Kultur wie die des Star Trek Universums auf | |
absehbare Zeit Utopie bleiben wird.“ | |
Auf Trekkie-Anspielungen verzichtet CNetz vorerst. Der Verein, dessen | |
beiden Vorstände Peter Tauber und Thomas Jarzombek zwei | |
Bundestagsabgeordnete sind, die auch in der Enquetekommission Internet und | |
Digitale Gesellschaft sitzen, hat sich jedoch einiges vorgenommen. | |
Netzpolitisch sind die Unionsparteien nach wie vor Entwicklungsland, wer | |
hier ernsthaft Profil bilden will, muss bereit sein, wie ein Biber dicke | |
Stämme durchzunagen – und auch den einen oder anderen Baum zu fällen, das | |
eine oder andere Brett vor dem Kopf der Parteifreunde wegzureißen. Ob das | |
funktionieren kann? | |
Wenn sich nun die unzufriedenen Unionsnetzaktiven vernetzen, passiert das | |
aus zwei Gründen: zum einen, weil sie sich organisieren müssen – angesichts | |
der Beharrungskräfte in den beiden C-Parteien. Und zum anderen, weil sie | |
damit organisatorisch ihren hausinternen Gegnern einen Schritt voraus sind. | |
Schaden kann das der Qualität der netzpolitischen Debatte kaum: Bislang | |
bestand konservative Netzpolitik nur aus dem ersten Teil – dem | |
Konservatismus. Von einer eigenständigen Netzpolitik der Union zu sprechen, | |
wäre sachlich aber falsch. In diese Lücke könnte CNetz nun stoßen. | |
Dabei spielen ihnen wie den Digitalen in allen Parteien zwei Faktoren in | |
die Karten: Auf der einen Seite ist es schlicht der Zeitenwandel. Mit jeder | |
Wahl rücken neue, jüngere, das Internet als ganz normal empfindende | |
Abgeordnete in Mandate auf. Dieser demografische Faktor sorgt für den | |
natürlichen Lauf der Dinge. | |
Der zweite Faktor ist ein externer: Hatte man in vielen Parteien nach der | |
Berlinwahl die Piraten noch als „Metropolenphänomen“ abgetan, ist dies | |
spätestens seit der Saarlandwahl kaum mehr möglich. Zwar sind diese | |
keineswegs ausschließlich mit digitalen Themen erfolgreich. Aber mit ihnen | |
im gefühlten Kerngebiet ihrer Kompetenz, nämlich im netzpolitischen, | |
konkurrieren zu können, könnte eine erfolgreichste Antipiratenstrategie | |
sein. | |
3 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Falk Lüke | |
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