# taz.de -- Terroranschlag in Nigeria: Blutiges Osterfest | |
> In Kaduna sind am Ostersonntag bis zu 40 Menschen bei einer Explosion ums | |
> Leben gekommen. Die Stadt im Norden wartet noch auf ein islamistisches | |
> Bekennerschreiben. | |
Bild: Die Stille nach dem Knall: Sonntag in Kaduna. | |
COTONOU/ABUJA taz/dpa | In Kaduna deutet alles darauf hin, dass die | |
islamistische Sekte Boko Haram Nigeria ein blutiges Osterfest beschert hat. | |
In der Millionenstadt explodierten am Ostersonntag zwei mit Sprengstoff | |
präparierte Fahrzeuge. Dutzende Menschen wurden verletzt. Bis zu 40 | |
Personen wurden getötet, wie nigerianische Medien vermuteten. „Bis | |
Montagmittag sind das jedoch nur Gerüchte, die durch unsere Stadt | |
geistern“, sagt Imam Sani Isah, der in Kaduna lebt. Man warte noch auf ein | |
Bekennerschreiben von Boko Haram. | |
Unklar sei ihm auch, warum die Bomben ausgerechnet in der Nähe des Stadions | |
explodierten. „In nächster Nähe gibt es weder eine Kirche noch eine | |
Moschee. Ich gehe davon aus, dass die Attentäter ihr Ziel noch gar nicht | |
erreicht hatten“, so der Imam weiter, der sich für das friedliche | |
Zusammenleben von Christen und Muslimen einsetzt. Zu den Opfern am | |
Ostersonntag gehören deshalb vor allem Fahrer von Mopedtaxen, Markthändler | |
und Fußgänger. | |
Doch auch wenn die Bomben nicht direkt vor einer Kirche explodierten, | |
bedeuten die Anschläge in Kaduna wohl vor allem eins: Sie könnten Angst und | |
Misstrauen weiter schüren. Denn bereits vor der Gründung der Sekte Boko | |
Haram tobten in Kaduna in den Jahren 2000 und 2002 grausame Kämpfe zwischen | |
Christen und Muslimen. | |
Auslöser war damals die Einführung der Scharia, die viele Christen nicht | |
hinnehmen wollten. Seitdem ist die Stadt, die früher als liberal und | |
weltoffen galt, gespalten: Im Norden leben die Muslime, im Süden die | |
Christen, die sich über viele Jahre wieder ein Gefühl von Toleranz und | |
Vertrauen erarbeiten mussten. | |
Zum ersten Mal auf die Probe gestellt wurde es im vergangenen Jahr nach den | |
Präsidentschaftswahlen, als wütende Jugendliche Häuser in Brand setzten und | |
in Kirchen randalierten. Für Imam Sani ist deshalb eins klar: Die | |
Friedensarbeit muss dringend weitergeführt werden, damit sich die Lage | |
nicht noch mehr zuspitzt. „Für Dienstag haben wir eine große Veranstaltung | |
geplant. Diese wird stattfinden.“ | |
## 22 Tote bei Kircheneinsturz im Südosten | |
Im Südosten Nigerias kamen in der Nacht zum Ostersonntag beim Einsturz | |
einer Kirche 22 Menschen ums Leben. Wie die nigerianische Zeitung Vanguard | |
auf ihrer Webseite unter Berufung auf Augenzeugen berichtete, ereignete | |
sich das Unglück im Bundesstaat Benue während einer Vigil, einer | |
liturgischen Gebetswache in der Nacht vor Ostersonntag. | |
Nach schweren Regenfällen habe das Dach des katholischen Gotteshauses | |
nachgegeben und sei eingestürzt. Ein Polizeisprecher bestätigte dem Blatt, | |
dass es sich um ein Unglück und nicht um einen Anschlag gehandelt habe. | |
9 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Katrin Gänsler | |
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