Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Hartz IV: Immer kräftig draufhauen
> Die „Bild“-Zeitung haut mal wieder auf ihr Lieblingshassobjekt drauf: Die
> Hartz-IV-Bezieher. Doch mit der Realität hat ihre Berichterstattung wenig
> zu tun.
Während Steuerbetrug im großen Stil immer noch als Kavaliersdelikt gilt,
hieb die Bild-Zeitung am Mittwoch mal wieder auf ihr Lieblingshassobjekt
ein: Hartz-IV-Bezieher. „Noch nie wurde so viel geschummelt und getrickst“,
prangte in großen Lettern auf Seite 2. Mit der Realität hat das freilich
wenig zu tun.
Tatsächlich zeigen die Zahlen, dass in den letzten Jahren immer weniger
Bezieher von Arbeitslosengeld II einen Job abgelehnt oder eine sogenannte
Maßnahme, hinter der sich auch die 1-Euro-Jobs verbergen, geschmissen
haben. Das kann man positiv deuten, nach dem Motto: Die Konjunktur brummt
wieder, die Jobangebote für Hilfebedürftige werden auch besser.
Es gibt aber eine andere Lesart: Nach der Einführung der Hartz-Reformen im
Jahr 2005 ist den Betroffenen peu à peu klar geworden, dass sie am kürzeren
Hebel sitzen. Denn die rot-grüne Bundesregierung machte es damals amtlich:
Jeder Job ist zumutbar. Der arbeitslose Mathematikprofessor muss auch den
Park fegen, wenn er keine andere Arbeit findet. Oder stundenlang zu einem
Job pendeln, auch wenn dabei nur ein Hungerlohn knapp über Hartz-Niveau
herausspringt. Wer sich widersetzt, dem wird der karge Regelsatz noch
gekürzt.
Die Folgen sind dramatisch: So manche Qualifikation eines gut ausgebildeten
Arbeitslosen ist in den letzten Jahren entwertet worden. Das wiegt umso
schwerer, als jeder vierte neue Arbeitslose direkt in den Hartz-IV-Bezug
rutscht, wo schneller und schärfer als beim Arbeitslosengeld I sanktioniert
werden kann.
Statt wie Bild nach oben zu buckeln und nach unten zu treten, muss es darum
gehen, Betroffenen den Rücken zu stärken: bei ihrem Einsatz für würdige
Arbeitsplätze und gute Bezahlung. Nicht jede Arbeit ist besser als keine.
11 Apr 2012
## AUTOREN
Eva Völpel
## ARTIKEL ZUM THEMA
Studie des DGB: Erste Ausfahrt Hartz IV
Vom Job direkt in die Grundsicherung: Laut einer DGB-Studie rutschen immer
mehr Arbeitnehmer direkt in Hartz IV. Nun sollen die Regeln der
Arbeitslosenversicherung angepasst werden.
Sanktionen gegen Hartz-IV-Empfänger: Junge trifft es am härtesten
Wer als Hartz-IV-Bezieher mehrfach eine Arbeit ablehnt, dem kann das
Jobcenter den kompletten Regelsatz von 374 Euro streichen. Jugendlichen
kann das besonders schnell passieren.
Sanktionen gegen Hartz-IV-Empfänger: Büßen für den verpassten Termin
Hartz-IV-Empfänger betrügen seltener, werden aber häufiger durch
Leistungskürzungen bestraft, berichtet die Arbeitsagentur. Meistens geht es
um versäumte Termine.
Mindestlohn für Arbeitslosen-Ausbilder: 11,25 Euro für 28.000 Pädagogen
Vor sechs Monaten hatte das Bundesarbeitsministerium eine Mindestlohn für
Pädagogen abgelehnt, die Arbeitslose weiterbilden. Nun soll es den doch
geben.
Rot-Schwarz erhöht Sozialleistungen: Warme Worte für Arbeitslose
Der Senat erhöht die Richtwerte für Miet- und Heizzuschüsse von
Hartz-IV-Empfängern zum 1. Mai. Der Mieterverein zeigt sich damit
unzufrieden und hält die Entscheidung für "nicht verfassungskonform".
Streit um das Bildungspaket: Statistik gegen Statistik
Kritiker sagen, nur ein Fünftel der Gelder im Hartz-IV-Paket für Kinder sei
abgerufen worden. Nun versucht Arbeitsministerin von der Leyen, ihr
wichtigstes Projekt zu verteidigen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.