| # taz.de -- Konflikt zwischen Sudan und Südsudan: Offiziell im Krieg | |
| > Neun Monate nach der Unabhängigkeit des Südens von Sudan ist der Konflikt | |
| > weiter eskaliert. Seit drei Tagen bombardiert Sudans Luftwaffe Städte im | |
| > Süden. | |
| Bild: Südsudanesische Truppen hatten das Ölfeld Heglig besetzt. | |
| KAMPALA taz | Jetzt ist der Krieg ganz offiziell. Die Regierung in der | |
| sudanesischen Hauptstadt Khartum hat am Donnerstag erklärt, dass sie sich | |
| im Kriegszustand mit dem Südsudan befindet. Alle Verhandlungen zwischen den | |
| beiden Nachbarländern würden unterbrochen. „Die Republik Südsudan hat uns | |
| den Krieg erklärt“, sagt Rabie Abdelaty, ein Regierungssprecher Sudans: | |
| „Wir sind bereit, jeden Quadratzentimeter unseres Territoriums zu | |
| verteidigen.“ | |
| Neun Monate nach der Unabhängigkeit des Südens von Sudans Regierung in | |
| Karthum ist der Konflikt um die umstrittene Nord-Süd-Grenze weiter | |
| eskaliert. Seit drei Tagen bombardiert Sudans Luftwaffe Städte auf der | |
| südlichen Seite der Grenze, in erster Linie in der Provinz Unity. Südsudans | |
| Vize-Regierungssprecher Atem Yaak Atem erklärte: „Sie warfen Bomben in der | |
| Stadt Bentiu ab, scheinbar zielten sie auf die Brücke.“ Die Brücke führe | |
| nach Norden in Richtung Front und sei deswegen ein strategisches Ziel. Laut | |
| Atem sind bislang keine Menschen verletzt worden. | |
| Die Bombardierung ist eine Reaktion auf die jüngsten Manöver des Südens. | |
| Truppen des Südsudans hatten am Mittwoch das Ölfeld Heglig eingenommen, das | |
| 70 Kilometer jenseits der Grenze liegt und vom Sudan für sich beansprucht | |
| wird. Der Sudan betreibt die Ölanlagen in Heglig, die fast die Hälfte zur | |
| täglichen Ölproduktion des Landes beisteuern. Südsudans Präsident Salva | |
| Kiir erklärte am Donnerstag vor dem Parlament, die Streitkräfte würden | |
| nicht wieder aus der Stadt Heglig abziehen. Die Truppen könnten auch die | |
| umstrittene ölreiche Region Abyei wieder einnehmen. | |
| Das in Den Haag ansässige Schiedsgericht hatte 2009 über den Grenzverlauf | |
| zwischen Nord und Süd geurteilt. Damals wurde das Heglig-Ölfeld in der | |
| Provinz West-Kurdufan dem Norden zugeteilt. Über eine mögliche Teilung der | |
| Ölressourcen wurde nicht entschieden, so vereinnahmte der Norden die | |
| Vorkommen für sich. | |
| ## Alle Pipelines laufen nach Norden | |
| Seit der Unabhängigkeit des Südens im Juli vergangenen Jahres mehren sich | |
| die Probleme zwischen Nord und Süd. Der Zwist über den genauen Grenzverlauf | |
| und die Verteilung der Ölvorkommen ist besonders heikel, weil er für das | |
| wirtschaftliche Überleben beider Staaten wesentlich ist. Mit der Abtrennung | |
| Südsudans gingen dem Norden 75 Prozent der Ölvorkommen verloren. Südsudan | |
| generiert derzeit 98 Prozent seiner Einnahmen aus dem Ölexport. | |
| Doch der Süden ist bei der Ölförderung hochgradig vom Norden abhängig: Alle | |
| Pipelines laufen nach Norden, auch die Raffinerie befindet sich dort. Weil | |
| sich die beiden Nachbarn nicht einigen konnten, wie viel Provision der | |
| Süden für die Benutzung der Pipelines bezahlen soll, stellte Südsudan zu | |
| Beginn des Jahres die Ölproduktion komplett ein. | |
| Jetzt beschuldigen sich die Regierungen gegenseitig, mit den kriegerischen | |
| Handlungen angefangen zu haben. Nach über 20 Jahren Bürgerkrieg, in dem | |
| rund zwei Millionen Menschen getötet wurden, mangelt es beiden Seiten an | |
| Vertrauen. Derzeit bemüht sich die internationale Gemeinschaft, den | |
| drohenden Krieg abzuwenden. Die Afrikanische Union hat Südsudan | |
| aufgefordert, seine Truppen aus dem Norden abzuziehen. Auch | |
| UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton | |
| drängten auf Gespräche zwischen den verfeindeten Parteien. | |
| 12 Apr 2012 | |
| ## AUTOREN | |
| Simone Schlindwein | |
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