Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kommentar Piraten: Piraten an die Macht
> Entweder die Piraten scheitern mit Pauken und Trompeten. Oder es gelingt
> ihnen die propagierte radikale Basisbeteiligtung regierungskompatibel zu
> machen.
Jetzt fangen sie also an zu weinen. Natürlich nicht öffentlich. Dennoch ist
offensichtlich: SPD, Grüne und Linkspartei, alle, die bisher um die Stimmen
der linken Wählerschaft buhlten, haben ein dickes Problem: Die
Piraten-Partei begeistert ihre bisherigen Anhänger. Viel schlimmer noch:
Die etablierten Linken haben nicht den Hauch einer Idee, wie sie mit dem
surrealen Aufstieg der Piraten umgehen sollen.
Mehr als Nörgelei fällt ihnen nicht ein. Sie geißeln die Piraten, weil die
einen kaum messbaren Frauenanteil haben. Stimmt! Dumm nur, wenn das selbst
Piratinnen egal ist. Sie kritisieren, dass die Neupolitiker sich inhaltlich
nicht festlegen. Stimmt auch! Dumm nur, wenn die Piraten genau damit die
von klassischer Politik genervten Menschen begeistern. Und sie jammern,
dass der Piraten-Erfolg eine mögliche rot-grüne Mehrheit verhindert. Stimmt
erst recht! Aber nur, wenn sich die linken Parteien mal wieder weigern,
miteinander zu arbeiten.
Denn es gäbe noch eine Lösung: Piraten an die Macht! Wenn Rote und Grüne
vor den Wahlen deutlich machten, dass sie die Piraten und deren Wähler
ernst nehmen. So ernst, dass sie notfalls mit ihnen koalieren würden. Das
wäre nicht nur ein Zeichen für eine Offenheit, wie man sie sich von linken
Politikern wünscht. Die Bürger wüssten auch, wen sie da möglicherweise
nicht nur ins Parlament, sondern in die Regierung schicken – was den
Piraten den Nimbus der bloßen Protestpartei nähme. Und die müssten sich
erstmals in einer wichtigen Frage entscheiden: Wollen sie mitregieren?
Klingt spannend.
Und wenn es tatsächlich zur Koalition mit den Piraten käme? Kein Problem!
Entweder es gelingt der neuen Partei, die von ihr propagierte radikale
Basisbeteiligung regierungskompatibel zu machen. Das würde überraschen,
wäre aber ein großer Sprung nach vorne für die Demokratie. Oder sie
scheitert mit Pauken und Trompeten.
Dann würde mal wieder eine Regierung ins Wanken geraten. Na und?
Kollabierende Koalitionen, das ist doch mittlerweile Standard – und bisher
sogar ohne Piraten-Beteiligung.
15 Apr 2012
## AUTOREN
Gereon Asmuth
## ARTIKEL ZUM THEMA
Debatte Piraten: Sanfte Populisten greifen an
Die Piraten werden nicht gewählt für das, was sie sind, sondern für das,
was sie nicht sind: eine normale Partei. Ein kleiner Streifzug durch den
deutschen Populismus.
Debatte Grüne vs. Piraten: Es ist vorbei mit der Mitmachpartei
Der Piraten-Erfolg muss vor allem den Grünen zu denken geben: Sie haben die
Rolle als „Demokratiepartei“ an die neuen Umfragestars verloren.
Piraten-Programm für NRW: Kein Sitzenbleiben, keine Überwachung
Einen Monat vor der NRW-Landtagswahl verabschiedet die Piratenpartei ihr
Programm. Eine Umfrage sieht die Newcomer als drittstärkste Kraft.
Wahlkampf in Schleswig-Holstein: Habecks Scheißtag
Grünen-Star Robert Habeck wollte das Land rocken, und seine Partei gleich
mit. Dann kamen die Piraten. Und plötzlich wird Habecks Tag richtig
beschissen.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.