# taz.de -- Verdrängung aus der Innenstadt: Diese Wohnung gibt es nicht | |
> Eine sechsköpfige Familie, die von Hartz IV lebt, kann die Miete nicht | |
> bezahlen. Dabei sind die Vorgaben des Jobcenters absurd. | |
Bild: "Fuck Yuppies": Protest gegen Gentrifizierung an einer Kreuzberger Hauswa… | |
Familie K. muss umziehen: Nach über 15 Jahren in ihrer Schöneberger Wohnung | |
droht der sechsköpfigen Familie der Stadtrand – rechtmäßig, hat am Montag | |
das Berlin Sozialgericht entschieden. | |
Ein skandalöses Urteil – nicht nur, weil Herr K. chronisch krank ist und | |
die Kinder die Schule wechseln müssen, der Fall also eigentlich unter die | |
Härteregelung fällt. Sondern weil es die Wohnung, in die die Familie ziehen | |
soll, in Berlin gar nicht gibt. | |
Familie K. sucht seit Jahren. Ihre Vorschläge lehnte das Jobcenter als zu | |
teuer oder zu klein ab. Das zeigt, wie absurd die Vorgaben sind: In Berlin | |
eine Wohnung für sechs Personen für 755 Euro warm zu finden ist ebenso | |
illusorisch wie der Versuch der Politik, das Problem mit geringfügig | |
höheren Sätzen zu lösen. | |
Denn Familie K. ist kein Einzelfall: 100.000 Hartz-IV-Empfänger in Berlin | |
stocken das Geld für ihre Miete auf. Einem Großteil von ihnen droht | |
angesichts rasant steigender Mieten die Verdrängung. | |
Auf die Politik brauchen sie nicht zu hoffen. Der Bund hat mit Hartz IV die | |
Grundlagen für die gezielte Vertreibung der Armen aus der Innenstadt | |
gelegt, Berlin arbeitet munter daran mit: indem der Senat es ablehnt, | |
Umzugsforderungen auf Bezirke oder kleinräumige Einheiten zu beschränken; | |
realitätsferne Zahlen verwendet; mit einer fatalen Politik der | |
Privatisierung und des Nichtstuns die Mietsteigerungen weiter anheizt. | |
Alle sind gegen Verdrängung – aber eigentlich fühlen sich die Reichen ganz | |
wohl allein in der Innenstadt. Zeit, dass die Bewegung gegen steigende | |
Mieten sich mit denen zusammenschließt, die wie Familie K. ihre Opfer sind. | |
Ohne Protest und Druck von unten ist die Innenstadt bald furchtbar homogen. | |
16 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Juliane Schumacher | |
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