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# taz.de -- Osttimors Präsidentschaftswahl: Ex-Guerillaführer wird Präsident
> „Zwei scharfe Augen“ für Osttimor: Taur Matan Ruak gewinnt die Stichwahl.
> Mit einer zweijährigen Wehrpflicht will er der Jugend Orientierung geben.
Bild: Der künftige Präsident Taur Matan Ruak – auf diesem Plakat noch in Un…
BERLIN taz | Die Stichwahl um die Präsidentschaft in Osttimor hat der
frühere Guerillaführer und Exarmeechef José Maria de Vasconcelos laut
vorläufigem Ergebnis mit 61,2 Prozent gewonnen. Der 55-Jährige trat unter
seinem bekannteren Guerillanamen Taur Matan Ruak („Zwei scharfe Augen“) an.
Ruaks Wahlplakate zeigten ihn in Uniform, obwohl er im September für die
Kandidatur aus der Armee ausgeschieden war. Sein linksgerichteter
Gegenkandidat Francisco Guterres von der oppositionellen Fretilin, der
ebenfalls ein ehemaliger Guerillakämpfer (Kampfname „Lu Olo“) gegen die
indonesische Annexion war, kam auf 38,7 Prozent.
Stärker als Guterres, der den ersten Wahlgang gewonnen hatte, konnte Ruak
die Unzufriedenen und die Jugend für sich mobilisieren. Zudem wurde er von
Ministerpräsident Xanana Gusmao unterstützt. Der Präsident hat in Osttimor
weniger Macht als der Regierungschef.
Ruak löst am 20. Mai José Ramos Horta ab. Der Friedensnobelpreisträger kam
im ersten Wahlgang nur auf Rang drei. Im Unterschied zum weltgewandten
Ramos Horta ist Ruak bodenständiger.
## Ruak letzter Führer der Falintil-Guerilla
Die gesamte Zeit der indonesischen Besatzung und Annexion (1975 bis 1999)
verbrachte er mit Ausnahme einer dreiwöchigen Gefangenschaft, aus der er
fliehen konnte, im militärischen Untergrund. Dort arbeitete sich der
frühere Hotelangestellte, der in der portugiesischen Kolonialzeit zwei
Streiks organisiert hatte, zum letzten Führer der Falintil-Guerilla hoch.
Nach Osttimors Unabhängigkeit 2002 wurde Ruak Generalstabschef der Armee.
Als 2006 fast die Hälfte der Soldaten desertierte und es zu tödlichen
Unruhen kam, ließ Ruak laut einem UN-Bericht Waffen an Zivilisten
verteilen. Entgegen den Empfehlungen wurde nicht gegen ihn ermittelt. Ruak
behauptete, nur Befehle ausgeführt zu haben.
Auch im Wahlkampf setzte er auf die militärische Karte. So versprach er
einen zweijährigen Wehrdienst, mit dem er orientierungslosen Jugendlichen
einen Weg weisen will. Unter Ruak dürfte der Einfluss der
Guerilla-Veteranen auf die Politik zunehmen, was die Modernisierung des
Landes erschweren könnte.
Am 7. Juli sind Parlamentswahlen. Verlaufen auch diese friedlich, könnten
die letzten 400 australischen Soldaten bis Jahresende abziehen.
17 Apr 2012
## AUTOREN
Sven Hansen
## TAGS
Uno
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