# taz.de -- Umstrittenes Parteimitglied: Holocaust-Relativierer bleibt Pirat | |
> Die Piratenpartei wollte Bodo Thiesen ausschließen, weil er den Holocaust | |
> relativiert hatte. Vor dem Landesschiedsgericht scheiterte sie – und nun | |
> auch vor dem Bundesschiedgericht. | |
Bild: Unter ihrer Flagge hat auch Bodo Thiesen Platz. | |
BERLIN dapd | Trotz umstrittener Äußerungen zur NS-Diktatur darf das | |
rheinland-pfälzische Mitglied der Piratenpartei, Bodo Thiesen, in der | |
Partei bleiben. Das hat das Bundesschiedsgericht der Piraten am Montagabend | |
entschieden, wie die Partei am Dienstag mitteilte. Thiesen werde nicht | |
ausgeschlossen, da seine Aussagen aus dem Jahr 2008 bereits mit einer | |
offiziellen Rüge geahndet worden seien, hieß es zu Begründung. Der Antrag | |
des rheinland-pfälzischen Schiedsgerichts wurde damit abgewiesen. | |
Die Spitze der Bundespartei reagierte enttäuscht auf die Entscheidung. „Wir | |
sehen uns in unserer Auffassung bestätigt, dass Bodo Thiesen der | |
Piratenpartei schweren Schaden zugefügt hat“, kommentierte der | |
Bundesvorsitzende Sebastian Nerz das Urteil des Gremiums. Letztlich habe | |
ein Formfehler aus dem Jahr 2008 einen Ausschluss verhindert. „Wir werden | |
jedoch auch künftig gegen solche und ähnliche Äußerungen vorgehen. | |
Rassismus hat in der Piratenpartei keinen Platz“, betonte Nerz. | |
Nach Parteiangaben soll Thiesen unter anderen im Internet geschrieben | |
haben: „Wenn Polen Deutschland den Krieg erklärt hat (und das hat Polen | |
indirekt durch die Generalmobilmachung), dann hatte Deutschland jede | |
Legitimation, Polen anzugreifen.“ Das Bundesschiedsgericht räumte ein, dass | |
dadurch der Partei Schaden entstanden sei. | |
Der Bundesvorstand kündigte an, Äußerungen von Thiesen nach 2008 zu prüfen. | |
Kontrolliert werden müsse, ob es einen Anlass zu einem neuen Antrag auf ein | |
Parteiausschlussverfahren oder andere Ordnungsmaßnahmen gebe. | |
Die politische Konkurrenz kritisierte die Entscheidung der Piratenpartei | |
scharf: „Wer den deutschen Angriff auf Polen befürwortet und für die | |
Holocaust-Leugnung eintritt, hat in einer demokratischen Partei nicht | |
verloren“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der | |
Grünen-Bundestagsfraktion, Volker Beck. Selbst in der Nachkriegs-CSU seien | |
„so offen rechtsradikale Einstellungen“ nicht geduldet worden. | |
17 Apr 2012 | |
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