| # taz.de -- Befruchtung ohne Einverständnis des Vaters: Ärzte müssen Unterha… | |
| > Nach einer künstlichen Befruchtung müssen nun zwei Ärzte den Unterhalt | |
| > für ein 2007 geborenes Zwillingspaar zahlen. Der biologische Vater der | |
| > Kinder war gegen die Befruchtung. | |
| Bild: Nicht mit Problemen gerechnet: Die Ärzte nahmen an, dass auch der Vater … | |
| DORTMUND dpa | Erst verhalfen sie zwei Kindern zum Leben, jetzt müssen sie | |
| tief in die Tasche greifen: Fünf Jahre nach einer künstlichen Befruchtung | |
| sind zwei Dortmunder Frauenärzte am Donnerstag verurteilt worden, den | |
| Unterhalt für die im November 2007 geborenen Zwillinge zu übernehmen. | |
| Die Mediziner hatten eingefrorenes Sperma benutzt, das längst hätte | |
| vernichtet werden müssen. Außerdem hatten sie bei dem Eingriff auf die | |
| Anwesenheit des werdenden Vaters verzichtet. Laut Urteil des Dortmunder | |
| Landgerichts müssen sie für diese Fehler nun haften (AZ: 4 O 320/10). | |
| Der Vater der Kinder zeigte sich nach der Urteilsverkündung erleichtert. Er | |
| hatte sich von seiner früheren Lebensgefährtin hintergangen geführt und von | |
| „Samenraub“ gesprochen. „Von meiner Seite war damals nie ein Kinderwunsch | |
| vorhanden“, sagte der 40-Jährige auf dem Gerichtsflur. Die Beziehung zu | |
| seiner früheren Partnerin sei zum Zeitpunkt der künstlichen Befruchtung | |
| praktisch schon beendet gewesen. Warum sie den Eingriff trotzdem habe | |
| durchführen lassen, könne er sich nicht erklären. | |
| Der 40-jährige Verpackungsdesigner aus Hattingen hatte das Sperma 2004 | |
| einfrieren lassen. Der Lagerungsvertrag war auf zwölf Monate abgeschlossen. | |
| Richterin Gisela Kothe-Pawel sagte in der Urteilsbegründung: „Nach einem | |
| Jahr wäre das Sperma zu vernichten gewesen.“ Und: „Wir sind überzeugt, da… | |
| der Kläger nicht damit einverstanden war, dass das Sperma für eine | |
| künstliche Befruchtung benutzt wird.“ | |
| ## Bis zum 18. Lebensjahr zahlen | |
| Die Dortmunder Ärzte hatten im Prozess erklärt, dass sie nie mit Problemen | |
| gerechnet hätten, weil normalerweise nur Menschen zu ihnen kämen, die schon | |
| lange einen großen Kinderwunsch hätten. | |
| Die Unterhaltsverpflichtung beläuft sich laut Urteil auf das gesetzliche | |
| Mindestmaß. Die Zahlungsverpflichtung endet mit dem 18. Lebensjahr der | |
| Kinder. Weiterreichende Forderungen haben die Richter zurückgewiesen. Der | |
| Vater hat die Zwillinge – ein Junge und ein Mädchen – bislang nur einmal | |
| kurz gesehen. | |
| Ob sich das in Zukunft noch einmal ändern werde, wisse er nicht. „Ich habe | |
| Angst davor, dass sie irgendwann fragen, wer ihr Papa ist“, sagte er nach | |
| der Entscheidung. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Die Ärzte können | |
| Revision zum Bundesgerichtshof einlegen. | |
| 19 Apr 2012 | |
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