# taz.de -- Lebenspartner dürfen im Pfarrhaus wohnen: Wider den „Schöpfungs… | |
> Die Synode der Evangelischen Kirche Sachsens hat entschieden: | |
> PartnerInnen von homosexuellen PfarrerInnen dürfen im Ausnahmefall unter | |
> dem Kirchendach leben. | |
Bild: Der Regenbogen gilt als Symbol der Homosexuellen. | |
DRESDEN taz | Im Einzelfall dürfen in sächsischen Pfarrhäusern auch | |
homosexuelle PfarrerInnen mit ihren Partnern zusammenleben. Auf diesen | |
Kompromiss einigte sich am Sonntag die Frühjahrssynode der Evangelischen | |
Kirche (EKD) Sachsens. | |
Nach monatelangem Streit über die Novellierung des Pfarrdienstrechts | |
bestätigte die Synode in Dresden damit den salomonischen Beschluss der | |
sächsischen Kirchenleitung vom Januar. Die hatte vorgeschlagen, das | |
„Leitbild des Zusammenlebens von Mann und Frau“ zu betonen und so eine alte | |
Regelung von 2001 fortzuschreiben. Das Zusammenleben von | |
gleichgeschlechtlichen Paaren wird danach nicht erlaubt. Wenn der | |
Kirchenvorstand zustimmt, soll es homosexuellen Geistlichen jedoch „im | |
Einzelfall“ gestattet werden, ins Pfarrhaus einzuziehen. Das beschloss nun | |
auch eine Mehrheit der Synodalen. | |
Es ist ein Kompromiss, denn gut ein Fünftel der landeskirchlichen | |
sächsischen Gemeinden, vor allem aus dem pietistisch geprägten Erzgebirge | |
und dem Vogtland, hatten sich mit der Unterzeichnung der „Markersbacher | |
Erklärung“ gegen eine Änderung des Pfarrerdienstrechts ausgesprochen. Sie | |
sagen, dass „eine homosexuelle Beziehung nicht im Pfarrhaus gelebt und | |
nicht zum Inhalt der Verkündigung gemacht werden darf“. Die Unterzeichner | |
lehnen eine liberale und kritische Bibelauslegung ab. Homosexualität | |
entspräche nicht dem „Schöpfungswillen Gottes“, heißt es in einem offenen | |
Brief des Sächsischen Gemeinschaftsverbandes an den Landesbischof. | |
Nach dem Beschluss der Kirchenleitung vom Januar hatten sich dessen Gegner | |
zur „Bekenntnis-Initiative“ formiert. Sie erntete viel Zuspruch und warnte | |
vor der Kirchenspaltung: „Wir erwarten von der Landessynode ein | |
Kirchengesetz, das uns auch weiterhin Loyalität zu den Beschlüssen der | |
Landeskirche ermöglicht“, so die Hardliner. | |
Trotz dieser indirekten Drohungen rechnet Frank Meinel, Vorsitzender des | |
Rechtsausschusses der Synode, nicht mit vielen Austritten. „Auch bei | |
pietistisch bis evangelikal geprägten Mitgliedern bleibt die Verbundenheit | |
mit der Landeskirche stark“, sagte Meinel. Christoph Wohlgemuth, schwuler | |
Pfarrer aus Chemnitz, ist erleichtert: „Das war ein langer Kampf.“ Nun ist | |
die stark konservativ geprägte Landeskirche von Württemberg das letzte | |
EKD-Mitglied, das über die Neuregelung des Pfarrerdienstrechts entscheidet. | |
In Sachsen gibt es, anders als in der Mehrzahl der Mitgliedskirchen der | |
EKD, bis auf Weiteres aber keine Regelung zur Segnung homosexueller Paare | |
im Gottesdienst. Ein Zusammenschluss von PfarrerInnen aus dem Leipziger | |
Land hatte sich dafür ausgesprochen. | |
23 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Jennifer Stange | |
## TAGS | |
Fundamentalismus | |
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