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# taz.de -- DAILY DOPE (552): Freiburger Teilzeit-Modell
> In Baden-Württemberg stellt der Justizminister eine neue
> Schwerpunktstaatsanwaltschaft vor. Zwei Staatsanwälte kümmern sich nun
> ein wenig ums Thema Doping.
Bild: Wünscht sich, dass gedopte Athleten künftig wegen „Sportbetrug“ bes…
FREIBURG taz | Die Stuttgarter Landesregierung hat ein Versprechen aus dem
grün-roten Koalitionsvertrag umgesetzt. In Freiburg wurde eine
Schwerpunkt-staatsanwaltschaft zur landesweiten Verfolgung von
Dopingdelikten eingerichtet. Baden-Württemberg ist das zweite Land, das
diesen Schritt geht. Bisher gibt es nur in München eine derartige
Einrichtung.
Das Land hat genau eine zusätzliche Personalstelle bewilligt, die sich nun
ein Staatsanwalt und eine Staatsanwältin hälftig teilen. In ihrer übrigen
Arbeitszeit arbeiten die Ermittler weiter in der Abteilung für
Drogendelikte und organisierte Kriminalität. Die Staatsanwälte kennen sich
also auch mit Telefonüberwachung und ähnlichen Ermittlungsmethoden gut aus.
Freiburg wurde als Standort ausgewählt, weil es hier wegen der Verfahren
gegen Sportärzte der Freiburger Uniklinik bereits besonders viel Erfahrung
und Fachwissen gab. Vorher war für Dopingfälle die Staatsanwaltschaft am
Wohnort des Täters zuständig. Auch künftig wird nur die Staatsanwaltschaft
zentralisiert.
Die Gerichtsverfahren bleiben dezentral, es wird keine spezialisierten
Richter geben. „Das ist mit dem Gerichtsverfassungsgesetz, einem
Bundesgesetz, nicht möglich“, sagte Landesjustizminister Rainer
Stickelberger, der die neue Einrichtung vorstellte.
## Fälle aus dem Freizeit-, Amateur- und Profisport
Die Freiburger Dopingstaatsanwaltschaft wird sich um alle Fälle kümmern,
bei denen Arzneimittel zum Doping im Freizeit-, Amateur- und Profisport
verwendet werden. In den letzten Jahren stieg die Zahl der
Ermittlungsverfahren im Land stark an, von 16 Fällen im Jahr 2008 auf
immerhin 335 Verfahren 2011.
Für Wettbetrug und andere Delikte mit Sportbezug sind weiter die
dezentralen Staatsanwaltschaften zuständig. Auch an den strafrechtlichen
Verboten konnte Stickelberger als Landesminister nichts ändern. Nach wie
vor ist es nicht strafbar, wenn sich ein Sportler selbst dopt.
Verboten ist laut Arzneimittelgesetz weiterhin nur das Inverkehrbringen und
Verschreiben von Dopingmittel sowie das Anwenden bei anderen und (seit
2007) der Besitz „nicht geringer“ Mengen. Stickelberger würde das gern
ändern. Künftig soll auch der „Sportbetrug“ strafbar sein, wünscht sich …
SPD-Politiker. Dann könnte ein Sportler bestraft werden, der gedopt an
einem Wettkampf teilnimmt, um damit wirtschaftliche Vorteile zu erzielen.
Da die Bundesregierung im Herbst ohnehin eine Evaluierung der Rechtslage
vornimmt, will Stickelberger mit einer Bundesratsinitiative noch etwas
warten. „Wenn die Bundesregierung aber in den nächsten Monaten nichts
liefert, wird Baden-Württemberg aktiv.“
## Bodybuilderszene
Bisher betreffen Dopingermittlungen ganz überwiegend den Freizeitsport,
insbesondere die Bodybuilderszene. Auch außerhalb von Wettkämpfen ist die
Weitergabe von Anabolika und anderen muskelbildenden Mitteln verboten, weil
sie zu gesundheitlichen Problemen, etwa Herzbeschwerden, führen können.
Da die Sportler sich aber in aller Regel freiwillig dopen, kann die
Staatsanwaltschaft nur ermitteln, wenn die Polizei oder der Zoll
verdächtige Pulver, Pillen und Ampullen beschlagnahmt. Oft werden die
Grundstoffe aus Asien eingeführt, wo sie billig produziert werden.
Stickelberger will aber auch gegen das Doping im Profibereich vorgehen. Er
hofft auf Impulse und Strafanzeigen von den Sportverbänden, denn nur diese
könnten flächendeckende Kontrollen durchführen. Allerdings muss eine
positive Dopingprobe nach den Regeln der Anti-Doping-Agentur dem
betroffenen Sportler spätestens nach sieben Tagen mitgeteilt werden. „Für
heimliche Ermittlungen ist das nur ein schmales Zeitfenster“, sagte gestern
ein beteiligter Staatsanwalt.
26 Apr 2012
## AUTOREN
Christian Rath
## TAGS
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
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