# taz.de -- Kommentar Brasiliens neues Waldgesetz: Wird die dreiste Agroallianz… | |
> Die Lobby der Umweltzerstörung hat es mit einen neuen Gesetz in Brasilien | |
> übertrieben. Nun hat die Präsidentin Dilma Rousseff dank Vetorecht alle | |
> Karten selbst in der Hand. | |
Noch ist das letzte Wort im Streit um Brasiliens neues Waldgesetz nicht | |
gesprochen. Nach einem jahrelangen Tauziehen und dem vorläufig letzten, | |
beschämenden Auftritt der Agroallianz im Abgeordnetenhaus ist nun endlich | |
Präsidentin Dilma Rousseff am Zug. Auf das regelrechte | |
„Waldzerstörungsgesetz“ der Agrarier müsste sie mit einem vollständigen | |
Veto und einem neuen Gesetzestext per Dekret reagieren. | |
Die linke Staatschefin steht bei den WählerInnen im Wort: Nachdem die | |
Ökoikone Marina Silva bei der letzten Präsidentschaftswahl auf ein Fünftel | |
der Stimmen gekommen war, versprach Rousseff vor der Stichwahl, eine | |
Amnestie für Waldzerstörer zu verhindern und die Verpflichtungen Brasiliens | |
zum Klimaschutz zu respektieren – zwei Drittel der brasilianischen | |
CO2-Emissionen gehen auf das Konto von Brandrodungen. | |
Angesichts von Rousseffs bisheriger Umweltbilanz ist allerdings Skepsis | |
angebracht: Klammheimlich werden Naturschutzgebiete zugunsten von immer | |
weiteren Staudämmen in Amazonien umgewidmet, als Kontrollinstanz ist das | |
Umweltministerium praktisch abgemeldet die Waldzerstörung nimmt wieder | |
deutlich zu. Wachstum durch Monokulturen, Megaprojekte und Rohstoffexport, | |
das scheint das Motto der vormaligen Energie- und Bergbauministerin zu | |
sein. | |
## Umweltpolitisches Rollback von gigantischen Ausmaßen | |
Den Preis bezahlen Kleinbauern, Fischer, Indigene. Es ist ein | |
umweltpolitisches Rollback von gigantischen Ausmaßen. Bisher gibt es auch | |
keinerlei Anzeichen, dass Brasilien seine Gastgeberrolle beim Umweltgipfel | |
Rio+20 dazu nutzen könnte, um sich als grüne Supermacht zu positionieren. | |
Nun bietet das üble Vorgehen der Agrarlobby Rousseff die Chance, ein | |
eigenes, modernes Waldgesetz vorzulegen, das Umweltschutz und | |
rechtsstaatliche Standards über das Profitstreben und die Wildwestmethoden | |
des Agrobusiness stellt. Es ist die bislang größte Feuerprobe ihrer | |
Amtszeit. | |
26 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Gerhard Dilger | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Kein Riesenstaudamm in Brasilien: Sieg für die Xingu-Indianer | |
Ein Gericht verhängt einen sofortigen Baustopp für den Amazonas-Staudamm | |
Belo Monte. Das riesige Wasserkraftwerk im Regenwald wird damit erstmal | |
verhindert. | |
Müllsammler in Rio de Janeiro: Goldsucher im Abfallberg | |
Vor dem UN-Umweltgipfel Rio+20 wird die größte Müllhalde Südamerikas | |
geschlossen. Gutverdienende Catadores verlieren damit ihre Lebensgrundlage. | |
Regenwald im Auto: Knechte für die Dschungel-Köhlereien | |
Greenpeace enthüllt, wie deutsche Firmen indirekt zur Abholzung des | |
Regenwaldes in Brasilien beitragen. Die Staatschefin bekommt ein | |
Imageproblem. | |
Umstrittenes Waldgesetz in Brasilien: „Ein Frankenstein-Projekt“ | |
Ein höchst umstrittenes Waldgesetz ist vom brasilianischen Parlament | |
gebilligt worden. Es begünstigt die Agrarlobby. Umweltschützer kritisierten | |
die Entscheidung. | |
Waldgesetz-Nouvelle in Brasilien verschoben: Amnestie für illegale Rodungen | |
Die brasilianische Regierung hat die Entscheidung zur Neudefinition des | |
Waldgesetzes verschoben. Der Gesetzestext soll die Schutzbestimmungen für | |
den Regenwald lockern. | |
Neues Waldgesetz in Brasilien: Die Viehzüchter sind zufrieden | |
Das neue Waldgesetz Brasiliens wird demnächst beschlossen. Präsidentin | |
Dilma Rousseff setzt auf Rindfleischexporte und einigt sich mit der | |
Agrarlobby. |