# taz.de -- Protestbewegung in Bahrain: Neuer Prozess gegen Aktivisten | |
> Angeblich sollen sie eine „terroristische Gruppe“ gegründet und mit dem | |
> Iran zusammen gearbeitet haben. Jetzt bekommen die 21 Oppositionellen vor | |
> dem Zivilgericht eine neue Chance. | |
Bild: Wer wie dieser Demonstrant am Freitag festgenommen wird, ist in Bahrein s… | |
BERLIN taz | In Bahrain wird ein Prozess vom vergangenen Jahr gegen 21 von | |
einem Militärgericht verurteilte Oppositionelle neu aufgerollt. Das gab das | |
Oberste Berufungsgericht in der Hauptstadt Manama am Montag bekannt. Das | |
neue Verfahren soll vor einem Zivilgericht stattfinden. Zugleich wurde | |
verfügt, dass die Aktivisten bis zum Urteil in Haft bleiben. Zu der Gruppe | |
gehört auch der bekannte Menschenrechtler Abdelhadi al-Chawaja, der im Juni | |
2011 zu lebenslanger Haft verurteilt worden war und sich seit dem 8. April | |
im Hungerstreik befindet. | |
Die 21 Oppositionellen, darunter sieben in Abwesenheit, waren „wegen der | |
Bildung einer terroristischen Gruppe mit der Absicht, das Regierungsystem | |
zu stürzen“, verurteilt worden. Außerdem wurde ihnen die Zusammenarbeit mit | |
einem ausländischen Staat vorgeworfen. Diese Formulierung ist in Bahrain | |
eine Anspielung auf den Iran. In dem Inselstaat im Persischen Golft | |
herrscht ein sunnitisches Königshaus über eine schiitische | |
Bevölkerungemehrheit. | |
Eine Protestbewegung, die Mitte Februar vergangenen Jahres begann, wurde | |
einen Monat später mit Hilfe von Saudi-Arabien und den Emiraten | |
niedergeschlagen. Dennoch kommt es immer wieder zu Kundgebungen der | |
Opposition, zuletzt aus Anlass des Formel-1-Rennens. Unterdessen teilte die | |
Chadidscha al-Mussawi, die Frau des hungerstreikenden Menschenrechtlers, | |
mit, ihr Mann werde zwangsernährt. | |
Wie die Nachrichtenagentur dapd berichtete, konnte sie ihren Mann am | |
Sonntag zum ersten Mal seit zwei Wochen wieder besuchen. Danach sagte sie, | |
die Behörden setzten Magensonden und andere lebenserhaltenden Maßnahmen | |
ein, um ihren Mann gegen seinen Willen zu ernähren. Bei ihrem Besuch sei | |
das aber nicht zu sehen gewesen. „Abdulhadi hat seinen Hungerstreik nie | |
aufgegeben“, fügte sie hinzu. Das Gefängniskrankenhaus, in dem | |
al-Chawadscha untergebracht ist, erklärte, dieser habe den Maßnahmen selbst | |
zugestimmt. | |
## Human Rights Watch dokumentiert Misshandlungen | |
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch legte in einem am Sonntag | |
veröffentlichten Bericht dar, dass in Bahrain nach wie vor gefoltert werde. | |
Allerdings hätten sich die Mißhandlungen von Gefangenen auf Orte außerhalb | |
von Polizeirevieren und regulären Gefängnissen verlagert. Nach der | |
Festnahme würden die Gefangenen, darunter auch Minderjährige, an einsam | |
gelegenen Orten gefoltert; in zwei Fällen aber auch in einer Jugendherberge | |
und einer Reitschule für Mitglieder der Polizei. | |
Im November vergangenen Jahres hatte die Unabhängige Untersuchungskomission | |
in Bahrain einen kritischen Bericht über den Umgang der Behörden mit der | |
Protestbewegung veröffentlicht. Im Anschluss waren auf den Polizeirevieren | |
Videokameras installiert worden. | |
30 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Beate Seel | |
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