# taz.de -- Kommentar Warnstreiks der IG Metall: Anständige Arbeit für alle | |
> Die IG Metall tritt an, die arbeitsmarktpolitischen Sünden der | |
> Hartz-IV-Reformen per Tarifvertrag zu korrigieren. Ihr ist dabei | |
> größtmöglicher Erfolg zu wünschen. | |
Bild: Die Forderungen der IG Metall sind eindeutig: Sie will die Leiharbeit und… | |
Der Kampf um die Zukunft der Arbeit beginnt in diesem Jahr nicht am Tag der | |
Arbeit, sondern einen Tag später. Dann, wenn Deutschlands stärkste | |
Gewerkschaft, die IG Metall, ihre Warnstreiks in der diesjährigen | |
Tarifrunde in der Metall- und Elektroindustrie ausweitet. | |
Im Gepäck hat sie dabei nicht nur die Forderung nach ein paar Prozent mehr | |
Lohn. Nein, es geht ihr um die Korrektur gesellschaftlicher | |
Fehlentwicklungen: Sie will die Leiharbeit und die befristete Beschäftigung | |
eindämmen. Dabei ist ihr größtmöglicher Erfolg zu wünschen, denn es ist ein | |
Skandal, dass Millionen Menschen im reichen Deutschland von unsicherer | |
Billigarbeit leben müssen. | |
Ein solcher Erfolg hätte auch eine Signalwirkung an die Politik, die | |
Ursache dieser Fehlentwicklungen zu beseitigen und Teile der unsäglichen | |
Hartz-IV-Reform zurückzunehmen. Zur Erinnerung: Es war die rot-grüne | |
Bundesregierung unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD), die mit | |
Unterstützung von Union und FDP die Arbeitsmarktreformen beschloss, unter | |
denen heute Leiharbeiter, Mini-Jobber und Menschen leiden, die sich von | |
einem befristeten Arbeitsvertrag zum nächsten hangeln. | |
## Keine schlechten Karten | |
Die IG Metall tut nun alles, was in ihrer tarifpolitischen Macht steht, um | |
den massenhaften Missbrauch mit diesen arbeitsmarktpoltischen Instrumenten | |
zu begrenzen. Sie fordert die unbefristete Übernahme aller Auszubildenden; | |
zudem sollen Betriebsräte beim Einsatz von Leiharbeitern mitentscheiden, | |
die in den Betrieben häufig auch als Druckmittel gegenüber der | |
Stammbelegschaft benutzt werden. | |
Zwar haben die Unternehmen Widerstand gegen die Erfüllung dieser | |
Forderungen angekündigt. Dennoch hat die IG Metall keine schlechten Karten: | |
Die Auftragsbücher der Unternehmen sind voll, da tut ein Streik weh. | |
Außerdem steht nicht nur die Bevölkerung steht hinter der | |
Gewerkschaftsforderung nach anständigen Arbeitsplätzen, sondern auch die | |
Demografie. | |
Wenn künftig gut ausgebildete Fachkräfte gesucht werden, sollten | |
langfristig planende Unternehmen junge Leute nicht mit miesen Jobs | |
verprellen. In der Stahlbranche hat sich diese Einsicht schon durchgesetzt: | |
Hier werden Azubis unbefristet übernommen. | |
30 Apr 2012 | |
## AUTOREN | |
Richard Rother | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
IG Metall zu Ausbildungsstudie: Überqualifiziert und unterbezahlt | |
Etliche Arbeitnehmer sind weit unterhalb ihrer Qualifikation beschäftigt. | |
Eine neue Studie sagt, dass so Verdienst und Lebenszufriedenheit sinken. | |
Kommentar Tarifabschluss IG Metall: Magerkost für die Malocher | |
Mehr Lohn, weniger Leiharbeit, keine willkürlichen Befristungen – diese | |
drei Ziele hatte die IG Metall. Erreicht hat sie keines davon, sie scheute | |
den Konflikt. | |
IG Metall plant größere Streik-Aktionen: Es wird heiß | |
Ab Mittwoch ruft die IG Metall zu massiveren bundesweiten Warnstreiks auf. | |
Sowohl Gewerkschafts- als auch Arbeitgebervertreter lassen vorher die | |
übliche Rhetorik los. | |
Nach Ablauf der Friedenspflicht: Warnstreiks in der Metallindustrie | |
Die Gewerkschaft IG Metall fordert 6,5 Prozent mehr Geld für die | |
Beschäftigen. Der Porsche-Betriebsrat rechnet mit einem der härtesten | |
Arbeitskämpfe. Richtig losgehen soll's nächste Woche. |