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# taz.de -- Autofahrer meiden Agrarkraftstoff E10: Keiner mag Agrosprit
> Gut fürs Klima, aber trotzdem ein Flop: Gerade mal 13 Prozent der
> Benzinverbraucher in Deutschland kaufen den auf Pflanzen basierenden
> Agrarkraftstoff E10.
Bild: Autofahrer meiden E10.
BERLIN taz | Ein Jahr nach seiner Einführung hat sich der Benzinkraftstoff
E10 als Flop herausgestellt. Gerade mal 13 Prozent des gesamten
Benzinverbrauchs wird durch den Kraftstoff bestritten, dem bis zu zehn
Prozent Alkohol auf Pflanzenbasis beigemischt wird. Herkömmlichem
Superbenzin werden bis zu fünf Prozent Bioethanol zugesetzt.
Obwohl E10 billiger ist normales Superbenzin meiden ihn die Autofahrer –
vor allem aus Angst um ihren Motor. Nicht alle Fahrzeuge vertragen E10. Dem
Autoclub ADAC ist allerding nach eigenen Angaben bislang kein einziger Fall
gemeldet worden, bei dem das Tanken von E10 zu einem Schaden geführt hat.
Die Beimischung von Argrarkraftstoff soll zum Klimaschutz beitragen und die
Abhängigkeit Deutschlands von Erdölimporten verringern. Allerdings ist der
Pflanzentreibstoff in die Kritik geraten, weil seine Erzeugung zum Abholzen
von Regenwäldern oder zur Verknappung von Anbauflächen für Nahrungsmittel
führen kann.
## Zertifizierung und Überwachung
Vor allem im nichteuropäischen Ausland ist die Zertifizierung und
Überwachung des Anbaus von Energiepflanzen problematisch. Zudem wird
Zuckerrohr, eine Grundlage für Bioethanol, in Brasilien zum Teil von
Menschen geerntet, die unter sklavenähnlichen Bedingungen leben und
arbeiten. In Europa werden für die Herstellung von Bioethanol Getreide oder
Zuckerrohr verwendet.
„Viele Menschen machen sich Gedanken, ob sie mit E10 nicht der
Artenvielfalt schaden oder den Hunger in Ländern der Dritten Welt fördern“,
sagt ADAC-Präsident Peter Meyer. Damit E10 einen Beitrag zur Senkung des
Ausstoßes des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid (CO2) leisten könne,
müsse das Vertrauen der Verbraucher für diese Produkte gewonnen werden.
Der ADAC unterstütze grundsätzlich Biokraftstoffe. Meyer forderte aber
Politik und Hersteller auf, eine nachhaltige Produktion sicherzustellen.
Außerdem müsse den Verbrauchern glaubhaft vermittelt werden, dass und wie
die Kontrolle darüber wirksam ausgeübt werde. Der ökologisch orientierte
Verkehrsclub Deutschlands (VCD) sieht E10 kritisch. Agrarkraftstoffe
könnten bis zu einem bestimmten Grad eingesetzt werden, sagt
VCD-Autoexperte Gerd Lottsiepen.
Im Moment werde in Deutschland so wenig verkauft, dass die Rohstoffe
hauptsächlich aus Europa stammten. „Man muss sicherstellen, dass die
Pflanzen zur Herstellung von Agrosprit nachhaltig angebaut werden.“
Hauptproblem dabei sei die Kontrolle.
30 Apr 2012
## AUTOREN
Richard Rother
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