# taz.de -- ERNEUERBARE ENERGIE: Viel Wind für Windenergie | |
> Bremen liegt weit vor Hamburg und Berlin beim Bau von großen Windrädern: | |
> In einigen Jahren sollen 62 Anlagen den Strom für 120.000 Haushalte | |
> liefern. | |
Bild: Frühes Windrad in Bremen: Jahrhunderte ohne Anwohner-Protest | |
Derzeit wird für rund 67.000 Haushalte in Bremen der Strom über Windräder | |
produziert. Diese Zahl soll in den nächsten Jahren fast verdoppelt werden, | |
das jedenfalls ist das Ziel von Umweltsenator Joachim Lohse (Grüne). Seine | |
Behörde hat die Standorte geprüft: Bestehende Anlagen sollen aufgerüstet | |
(„repowert“) werden und es sollen an vier Standorten neue Räder aufgebaut | |
werden. Nach einer Diskussion mit den Betroffenen und Verbänden soll im | |
Herbst darüber entschieden werden. | |
Die vier zusätzlichen Standorte hat Lohse so gewählt, dass sie möglichst | |
wenig Protestpotenzial bergen: Drei liegen direkt an der Landesgrenze zu | |
Niedersachsen, nämlich in der Rekumer Marsch, in Arsten-Süd hinter der | |
Autobahn und in Mahndorf im geplanten Gewerbegebiet. Hinzu soll ein | |
einzelnes Windrad in Oberneuland am Bultensee kommen. | |
Ausgeschieden sind die Standorte Burgdamm und die Oberneuländer Wiesen. | |
Insbesondere hier würde der Platz für einen ganzen Windpark reichen, die | |
„Kulturlandschaft“ sei aber besonderes schützenswert, erklärte Lohse. An | |
den vier ausgesuchten Standorten habe man Gesichtspunkte des Naturschutzes | |
abgewogen und sie als nicht ausschlaggebend eingestuft. An drei Standorten | |
könnten, so Lohse, auf privatem Gelände Windräder gebaut werden, zum | |
Beispiel in den Industriehäfen, im Güterverkehrszentrum oder beim Spülfeld | |
von Statoil. | |
Derzeit werden rund 170.000 Megawattstunden Windstrom pro Jahr auf | |
stadtbremischem Gebiet produziert. Durch das „Repowering“ könnten 120.000 | |
Megawattstunden hinzukommen, die vier neuen Standorte stehen mit 31.000 | |
Megawattstunden im Plan. Wenn alle diese Pläne umgesetzt würden, kämen | |
330.000 Megawattstunden zusammen. Zum Vergleich: Das Weserkraftwerk liefert | |
42.000 Megawattstunden, alle Photovoltaik-Anlagen Bremens zusammen nur | |
12.000 Megawattstunden. Die eindrucksvolle Solaranlage rund um das Stadion | |
etwa produziert 75 Megawattstunden Strom – das reicht nicht einmal für die | |
Rasen-Solaranlage des Stadions. | |
Die Leistung der Windenergie würde nach dem Ausbau rund ein Drittel des | |
Strombedarfs aller Bremer Haushalte abdecken – das sind aber nur 15 Prozent | |
des Strombedarfs der Stadt. 25 Prozent des Stromverbrauchs gehen auf das | |
Konto der Stahlwerke, der Rest wird als Gewerbestrom verbraucht. | |
Das ehrgeizige Ziel des „Klimaschutz- und Energieprogramms“ (KAP), bis zum | |
Jahr 2020 40 Prozent des CO2-Ausstoßes im Vergleich zu 1990 einzusparen, | |
hängt also mehr von der Entwicklung des Gewerbestromverbrauchs und von der | |
Energieeffizienz der Stahlwerke ab. Die Produktion von einer Kilowattstunde | |
Strom verursacht in Bremen im Durchschnitt 862 Gramm CO2. | |
Gaskraftwerke sind da natürlich bedeutend umweltschonender. Die Bremer SWB | |
wollen im Jahre 2013 das neue „Gas- und Dampfturbinenkraftwerk“ (GuD) auf | |
dem Gelände der Stahlwerke in Mittelsbüren in Betrieb nehmen. Es ersetzt | |
allerdings nicht andere Kraftwerke. Insgesamt wird derzeit schon ein | |
Drittel des auf Bremer Stadtgebiet produzierten Stroms über die | |
Landesgrenze verkauft. Was der Planungsstand der SWB für die Stilllegung | |
alter, unrentabler Kohlekraftwerke ist, soll am kommenden Dienstag auf | |
ihrer Jahrespressekonferenz verraten werden. Nur solche Stilllegungen | |
verbessern wirklich die CO2-Bilanz. | |
3 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
## TAGS | |
Energiewende | |
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