# taz.de -- Studie über Arbeitsplätze: Kaum Bemühungen um Ältere | |
> Ältere Jobsuchende sind im Nachteil: Das besagt eine neue | |
> Bertelsmann-Studie. Nur jedes zwölfte Unternehmen wirbt hier gezielt um | |
> über 50-Jährige. | |
Bild: Damit Unternehmen in Zukunft nicht alt aussehen: In Finsterwalde werden g… | |
BERLIN taz | Nur knapp über die Hälfte der Unternehmen in Deutschland | |
rechnet damit, dass es künftig mehr Arbeitsplätze für über 60-Jährige gibt | |
als bisher. Und nur jedes zwölfte Unternehmen wendet sich in seinen | |
Bemühungen um neue Arbeitskräfte konkret an Jobsuchende im Alter von über | |
50 Jahren. | |
Dies geht aus einer am Montag veröffentlichten Befragung des | |
Beratungsunternehmens Mercer und der Bertelsmann-Stiftung unter 200 | |
Unternehmen in Deutschland, Österreich und der Schweiz hervor. | |
Für die Untersuchung hatten die Forscher mit Geschäftsführern, | |
Personalmanagern und anderen Führungskräften gesprochen. Dabei zeigte sich, | |
dass ein gutes Viertel der Unternehmen mit Universitäten kooperiert, um | |
Fachkräfte zu finden. Etwa ein Siebtel spricht gezielt Frauen an, um | |
Stellen zu besetzen. Die Bemühungen zielen „in erster Linie auf die | |
jüngeren Altersgruppen“, heißt es in der Studie. | |
Die Ergebnisse belegen die These der Gewerkschaften, dass die steigenden | |
Beschäftigungsquoten Älterer vor allem mit dem längeren Verbleib im Job | |
aufgrund der späteren Renteneintritte zu tun haben. Die Jobchancen bei der | |
Suche nach einer neuen Stelle sind hingegen nicht gestiegen. Sozialforscher | |
des IAQ-Instituts an der Universität Duisburg-Essen kamen schon im | |
vergangenen Jahr zu dem Schluss, dass der Anteil der über 50-Jährigen an | |
Neuzugängen bei Stellenbesetzungen nach wie vor weit unterproportional sei. | |
## Trend zur Mehrgenerationenbelegschaft | |
„Die Altersselektivität bei Einstellungen ist sei Jahren unverändert“, hi… | |
es in dem Altersübergangsreport zum Thema. Wer also draußen ist, hat es | |
schwer, wieder hineinzukommen. Wer aber drinnen ist, um dessen | |
Arbeitsfähigkeit ist die Firma besorgt. Laut der Bertelsmann-Studie sehen | |
die befragten Führungskräfte und Personalmanager angesichts der | |
demografischen Entwicklung eine hohe Priorität im „Erhalt der | |
Leistungsfähigkeit und Arbeitsfähigkeit“ ihrer alternden Belegschaften. | |
Die Zahlen „unterstreichen den Trend zur Mehrgenerationenbelegschaft, der | |
die Unternehmen dazu zwingt, stärker auf die verschiedenen Bedürfnisse der | |
einzelnen Altersgruppen einzugehen“, so die Studie. Die Beschäftigungsqote | |
der 60- bis 64-Jährigen hat sich in Deutschland von 2007 bis 2011 zwar von | |
18,2 auf 28,3 Prozent erhöht. | |
Dies zeigt aber auch, dass nur eine Minderheit der ArbeitnehmerInnen nach | |
einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung in eine abschlagsfreie | |
Altersrente geht, sondern viele eine Phase der Arbeitslosigkeit oder | |
Krankschreibung durchlaufen und dann oft auch noch mit Abzügen in den | |
Ruhestand wechseln. | |
8 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Barbara Dribbusch | |
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