# taz.de -- Finanzpolitik: Bremen kauft seine Landesbank | |
> Der Bremer Senat soll in Zukunft mehr Einfluss auf die Bremer Landesbank | |
> haben. Im Gegenzug hilft er mit 480 Millionen Euro Eigenkapital aus | |
Bild: Wie die Landesbank in Zukunft aussieht, ist unklar. Die Entwürfe aber gi… | |
„Die guten Zeiten sind vorbei“, sagt Finanzsenatorin Karoline Linnert | |
(Grüne). Seit 2001 hat Bremen jedes Jahr rund 7 Millionen Euro in seine | |
Staatskasse bekommen, fast ohne Risiko und vor allem ohne Mühen – weil die | |
Kredite über 480 Millionen Euro, die Bremen als „stille Einlage“ an die | |
Bremer Landesbank weitergereicht hat, nur gut 19 Millionen Euro Zinsen | |
gekostet haben, aber knapp 27 Millionen Euro fest vereinbarter Verzinsung | |
von der Landesbank einbringen. | |
Nun fordert aber die EU von den Banken eine deutlich höhere | |
Eigenkapitalquote als bisher, damit diese stabiler in Krisensituationen | |
dastehen. Das Land Niedersachsen hat schon 500 Millionen Euro in „seine“ | |
Landesbank Hannover gesteckt und fast eine Milliarde stiller Einlagen in | |
haftendes Stammkapital umgewandelt. Bremen will nun mit seinen 480 | |
Millionen Euro dasselbe tun – das sichert die Bremer Landesbank gegen | |
zukünftige Eigenkapital-Anforderungen ab und hilft auch der Landesbank | |
Hannover, weil die Bremer Landesbank deren bilanzmäßig „konsolidierte“ | |
Tochter ist. | |
Nach dieser Umwandlung hält Bremen mindestens 41,2 Prozent der | |
Gesellschafteranteile und hat damit entsprechend einen größeren Teil des | |
Risikos zu tragen. Den formell abgesicherten Einfluss – hatte Linnert immer | |
offensiv eingefordert. Denn das Tauziehen um die Geschäftspolitik der | |
Bremer Landesbank beschäftigte die Bremer Politik in den letzten Jahren | |
immer wieder. Bremen hat in den 1990er Jahren seine formellen Anteile an | |
der Bremer Landesbank von 25 Prozent auf 7,4 Prozent reduziert, | |
gleichzeitig dann aber in zwei Schritten insgesamt 480 Millionen Euro | |
„stille“ Einlagen gegeben. „Die Bremer Landesbank muss aus der Abhängigk… | |
von der NordLB herausgelöst werden“, hatte der Wirtschaftswissenschaftler | |
Rudolf Hickel, der Klartext reden darf, vor Jahren schon gefordert. Hickel | |
plauderte damals aus, was Insider wissen: Die NordLB wolle „stärker als | |
bisher“ von der Bremer Tochter profitieren, um selbst besser dazustehen. | |
Das Tauziehen soll nun ein Ende haben: Bremen wird für mindestens 41,2 | |
Prozent der Gesellschafteranteile vier Mitglieder im Aufsichtsrat haben. | |
Dazu kommen sechs Vertreter der Bremer Arbeitnehmer – das macht zusammen 10 | |
von 18 Sitzen aus. Der Aufsichtsrat fällt nach der neuen Satzung wichtige | |
Beschlüsse mit 2/3-Mehrheit – da geht nichts ohne „die Bremer“. Keiner d… | |
Gesellschafter, so formulierte Linnert gestern, könne in Zukunft „den | |
Vorstand der Bremer Landesbank unter Druck setzen“. Der „Versuchung, eigene | |
Probleme zu Lasten anderer zu lösen“, sei nun ein Riegel vorgeschoben. | |
Bremen habe sich in der Vergangenheit gegen Versuche „zur Wehr setzen“ | |
müssen, Vermögen aus der Bremer Landesbank herauszuholen um die Ertragslage | |
der NordLB zu verbessern“. Der Bremer Einfluss habe sich „erheblich | |
verbessert“, freute sich auch Bürgermeister Jens Böhrnsen. | |
Die Zustimmung zu der Umwandlung der Stillen Beteiligung in | |
Gesellschafteranteile findet in Bremen breite Zustimmung. Die Gewerkschaft | |
Ver.di begrüßt die Senatsentscheidung ausdrücklich und verweist auf „die | |
Sicherung von über 700 Arbeitsplätzen allein in Bremen“. Das Plenum der | |
Handelskammer begrüßte die Initiative des Senats mit Hinweis darauf, dass | |
die Landesbank ein „bedeutender Mittelstandsfinanzierer“ sei. | |
8 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Klaus Wolschner | |
## TAGS | |
Grüne Bremen | |
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