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# taz.de -- Flughafen Schönefeld: Er hat's doch gewusst!
> Berlins Regierungschef Klaus Wowereit (SPD) offenbart im Parlament, "seit
> längerem" über drohende Pannen am Flughafen informiert gewesen zu sein.
> An mögliche Auswirkungen auf den geplanten Eröffnungstermin im Juni hat
> er nicht gedacht
Bild: Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) gab am Donnerstagnachm…
Es konnte nur noch um Schadensbegrenzung gehen, als Klaus Wowereit (SPD) zu
reden begann. Eine Regierungserklärung hatte er für die Parlamentssitzung
am Donnerstag angekündigt. Das klang nach viel – und brachte doch wenig
mehr als das, was der Regierende Bürgermeister und seine Mitstreiter in
Aufsichtsrat und Geschäftsführung des Flughafens schon vor zwei Tagen zur
verschobenen Eröffnung sagten. Dass Sicherheit vorgehe, dass
Glaubwürdigkeit verloren ging, dass man an einer zügigen Eröffnung
interessiert sei. Nun: Demut zu zeigen, ist Wowereits Sache nicht. „Dieser
Flughafen ist bei allen Problemen weiter eine Erfolgsgeschichte.“
Neu war allein, dass laut Wowereit die Brandschutz-Probleme, die nun
offiziell zur Verschiebung führten, „seit längerem“ bekannt waren. Für
Grünen-Fraktionschefin Ramona Pop war das zu wenig. „Das war eine
halbherzige Entschuldigung und kein Wort der Aufklärung.“ Von einer
Erfolgsgeschichte zu reden sei schlichtweg atemberaubend, „angesichts der
Blamage, die Sie Berlin eingebrockt haben“.
Berlin sei zum Gespött der halben Welt geworden, sagte Pop. Wowereit, nicht
nur Regierungschef, sondern auch Aufsichtsratsvorsitzender, gefährde den
Erfolg des Flughafens – zu dem sich Pop ausdrücklich bekannte – „seit
Jahren durch Tricksereien und Missmanagement“. Er solle aufhören, dies
anderen in die Schuhe zu schieben.
Für Pop ist ein „System Wowereit“ gescheitert: Themen zur Chefsache zu
erklären, die Kleinarbeit anderen zu überlassen und selbst nicht die
Verantwortung zu übernehmen. Wowereit habe „höchstpersönlich massiv auf die
Tube gedrückt“, Zeitdruck gemacht, teure Beschleunigungsmaßnahmen auf den
Weg gebracht. „Sie haben bewusst die entstehenden Risiken in Kauf genommen,
nur um Ihren politisch gesetzten Eröffnungstermin halten zu können“, sagte
Pop. Der nun eigentlich fällige Satz aber blieb aus – eine klare
Rücktrittsforderung, wie sie Grünen-Bundestagsfraktionschef Jürgen Trittin
geäußert hatte, war von Pop nicht zu hören.
SPD-Fraktionschef Raed Saleh hatte dem wenig entgegen zu setzen in einer
Rede, die Linksfraktionschef Udo Wolf später als „Kabarett-Nummer“ abtat.
Häme und Schadenfreude hielt Saleh den Grünen vor, von denen er wissen
wollte, wie sie denn in ähnlicher Situation gehandelt hätten. „Hätte eine
Bürgermeisterin Renate Künast die Entrauchungsanlage in der Nacht von
Montag auf Dienstag selbst repariert?“ Für den SPD-Mann war es nicht an der
Zeit, jetzt einen Sündenbock zu suchen – „davon startet kein Flugzeug
früher“. Maß halten müsse die Opposition bei ihrer Kritik, man dürfe die
Erfolge des Flughafens nicht kleinreden, forderte Saleh, als gelte es,
einen Burgfrieden zu schließen.
Bei der sonst in der Debatte weitgehend unbehelligten CDU sah
Linksfraktions-Chef Wolf „Bigotterie“. Denn während sie als
Koalitionspartner in Berlin zu Wowereit und zum Flughafen-Ausichtsrat
steht, äußert die Union keine 30 Kilometer weiter in Potsdam herbe Kritik
an den politisch Verantwortlichen. Bei Wowereit vermisste Wolf jeglichen
Plan, die Lage zu meistern.
10 May 2012
## AUTOREN
Stefan Alberti
## TAGS
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
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