# taz.de -- Milliardenschwere Immobilienfonds: Statt Sicherheit gibt's nun Verl… | |
> Sie galten als sichere Geldanlage, nun droht zwei Immobilienfonds die | |
> Abwicklung. Wie viel Geld die Investoren – darunter vor allem Kleinsparer | |
> – verlieren, ist offen. | |
Bild: Die Megafonds der Credit Suisse Group wachsen doch nicht in den Himmel. | |
HAMBURG taz | Die Krise der offenen Immobilienfonds in Deutschland erreicht | |
einen neuen Tiefpunkt: Zwei Flaggschiffen der Branche droht der Untergang. | |
Nach dem sechs Milliarden Euro schweren Fonds der SEB-Bank kündigte auch | |
die schweizerische Großbank Credit Suisse Group AG (CS) in dieser Woche das | |
Ende eines ebenso großen Megafonds in Deutschland an. Wie viel Geld die | |
Investoren, darunter vor allem Kleinsparer, am Ende verlieren, ist offen. | |
Immobilienfonds galten lange als sichere Geldanlage und wurden als solche | |
auch von Banken, Sparkassen und Versicherungen an den Mann oder die Frau | |
gebracht und von Verbraucherschützern empfohlen. Die Idee dahinter: Teure | |
Immobilien werden in einen Fonds gepackt und die Anteile daran an Anleger | |
verkauft. Mit 100 oder 1.000 Euro Einsatz kann man so Miteigentümer von | |
Bürotürmen oder Einkaufszentren werden. | |
Bis zum Ausbruch der Banken- und Finanzkrise im Sommer 2007 hatte nie ein | |
Immobilienfonds Verluste gemacht, und in guten Jahren waren die Renditen | |
dennoch besser als bei hoch sicheren Bundesschatzbriefen. Erst mit der | |
Finanzkrise geriet die Branche in Schieflage. Großanleger zogen auf einen | |
Schlag Milliardensummen aus Fonds ab. Auf der Strecke blieben oftmals die | |
Kleinsparer, die nicht schnell genug reagierten. Mehrere Fonds gaben auf | |
oder froren die Vermögen ein. Deutsche Immobilienfonds verwalteten in der | |
Spitze insgesamt rund 88 Milliarden Euro; ein Dutzend Fonds mit einem | |
Vermögen von 25 Milliarden Euro waren zumindest zeitweilig Not leidend. | |
## Schlechte Verhandlungsposition für Pleitefonds | |
Die Lage hat sich bis heute nicht entspannt. Seit zwei Jahren war auch der | |
SEB ImmoInvest eingefroren. Als der sechs Milliarden Euro schwere Megafonds | |
kurzzeitig geöffnet wurde, stimmten die Anleger mit den Füßen ab: Zu viele | |
wollten ihre Anteilsscheine zurückgeben. Der Fonds wird nun liquidiert, der | |
Bestand an 132 Immobilien in 18 Ländern verkauft. Nach dem deutschen Fonds | |
der schwedischen SEB legt auch der eingefrorene CS Euroreal aus Frankfurt | |
sein Schicksal in die Hände der Anleger. Wenn bis zum 21. Mai zu viele | |
Anleger auf Auszahlung ihrer Gelder bestehen, wird auch dieser Fonds | |
abgewickelt. | |
Wie viel Geld Investoren und Kleinsparer am Ende verlieren, bleibt | |
abzuwarten. Pleitefonds, die ihre Immobilien unter Druck verkaufen müssen, | |
haben jedenfalls eine schlechte Verhandlungsposition. Zudem dürften viele | |
Immobilien wegen der Krise in Spanien und Irland stark an Wert verloren | |
haben. | |
Für ein Todesurteil hält die Branche die Pleiten jedoch nicht. „Die meisten | |
offenen Immobilienfonds sind quicklebendig“, versichert ein Sprecher des | |
Fondsverbandes BVI. Die offenen Immobilienfonds hätten im vergangenen Jahr | |
die höchsten Mittelzuflüsse aller Fondsgruppen gehabt; und allein im ersten | |
Quartal dieses Jahres seien 1,4 Milliarden Euro zugeflossen. „Ich führe das | |
darauf zurück, dass in Krisenzeiten gerade Immobilien als Sachwerte | |
besonders gefragt sind, gerade bei Kleinanlegern.“ | |
Davon geht auch Pamela Bantle von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg | |
aus. Trotz „viel Unsicherheit“ seien offene Immobilienfonds weiterhin „ei… | |
sinnvolle Anlage“, wenn man das Geld breit streue. Was man jetzt bei SEB | |
und CS sehe, seien lediglich Spätfolgen der Finanzkrise. | |
13 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Hermannus Pfeiffer | |
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