# taz.de -- Streit um CDU-Spitze in NRW: Das Gerangel um Röttgens Stuhl | |
> Um den CDU-Landesvorsitz in NRW streiten sich jetzt Fraktionschef | |
> Karl-Josef Laumann und sein Vize Armin Laschet. Ihre Rivalität spaltet | |
> auch die Partei. | |
Bild: Würden beide gerne Chef sein: Armin Laschet und Karl-Josef Laumann. | |
BOCHUM taz | Nach dem Abgang Norbert Röttgens als Landesvorsitzender droht | |
der nordrhein-westfälischen CDU ein tiefer Grabenkrieg. Zwar spielten die | |
neuen CDU-Abgeordneten im Düsseldorfer Landtag am Dienstag erst einmal auf | |
Zeit. Sie wählten den bisherigen Fraktionsvorsitzenden Karl-Josef Laumann | |
erneut zu ihrem Chef, auch sein Stellvertreter Armin Laschet bleibt als | |
Parlamentarischer Geschäftsführer zunächst im Amt. Mehr als ein schlecht | |
kaschierter Formelkompromiss ist das aber nicht, denn beide Politiker | |
wollen Norbert Röttgen als Landesvorsitzenden der CDU in | |
Nordrhein-Westfalen beerben – und drohen die einstige Regierungspartei mit | |
ihrer Rivalität dauerhaft zu spalten. | |
Der Fraktionschef und sein Vize gehören beide dem linken CDU-Flügel an: | |
Laumann, einst Arbeitsminister des 2010 abgewählten Regierungschefs Jürgen | |
Rüttgers, ist Vorsitzender der Sozialausschüsse der CDU im Bund. Laschet | |
dagegen war unter Rüttgers der erste Integrationsminister der Republik – | |
und warb massiv für eine Öffnung der Union gegenüber MigrantInnen. In | |
Nordrhein-Westfalen verkörpert der 1957 im münsterländischen Riesenbeck | |
geborene Laumann den westfälischen Parteiteil. Der aus Aachen stammende | |
51-jährige Laschet hat dagegen die Rheinländer hinter sich. | |
Karl-Josef Laumann, der nach seinem Hauptschulabschluss eine Schlosserlehre | |
machte, weil sein älterer Bruder den Hof der Eltern übernahm, punktet vor | |
allem in den konservativen Hochburgen auf dem Land – dort hat die CDU bei | |
ihrem Wahldesaster vom Sonntag, bei dem sie nur noch 26,3 Prozent der | |
Stimmen holte, stark verloren. | |
Armin Laschet dagegen gilt als Intellektueller: Er arbeitete als freier | |
Journalist für den bayerischen Rundfunk, war danach Chefredakteur der | |
Kirchenzeitung für das Bistum Aachen. Seine Basis sieht er vor allem in den | |
Großstädten wie Köln. Dort aber sind die Christdemokraten kaum noch | |
präsent: In Mülheim etwa, Heimat der wiedergewählten | |
SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, kamen sie nur auf 18,8 Prozent. | |
Persönliche Vorbehalte heizen die Rivalität an. Der Laschet-Flügel traut | |
dem bisherigen Oppositionsführer Laumann schlicht nicht zu, im Landtag | |
einem geschliffen formulierenden FDP-Durchstarter wie Christian Lindner | |
rhetorisch Paroli zu bieten – bei früheren Auftritten redete Laumann schon | |
einmal mit hochrotem Kopf wirr durcheinander. | |
## „Lahme Ente“ | |
Laumanns Anhänger dagegen halten Laschet für eine lahme Ente: Schließlich | |
hat der Aachener schon 2010 die Kampfabstimmung über den Fraktionsvorsitz | |
gegen Laumann verloren – wenn auch nur knapp mit 32 zu 34 Stimmen. Und beim | |
folgenden Mitgliederentscheid über den Parteivorsitz stimmten fast 55 | |
Prozent der CDU-Basis für Röttgen, nur 45 für Laschet. | |
Trotzdem dürfte sich der Machtkampf noch Wochen hinziehen. Erst am 30. Juni | |
soll ein Parteitag den neuen CDU-Landeschef wählen. Bis dahin werden beide | |
in Gremien wie dem Landesvorstand um die Macht feilschen, Laschet hält | |
sogar einen neuen Mitgliederentscheid für möglich. Außerdem bleiben beide | |
Fraktionschef und -vize auf Abruf: Der neue Landeschef soll auch die | |
Fraktion leiten, fordert die Mehrheit der Christdemokraten – ganz egal, ob | |
er nun Laumann oder Laschet heißt. | |
Für einen Schulterschluss der beiden Kontrahenten sorgt solange nur Druck | |
von außen. Die scharfe Kritik des bayerischen CSU-Ministerpräsidenten Horst | |
Seehofer, der Röttgen „ganz schwere Fehler“ im Wahlkampf ankreidet, wollen | |
beide nicht hören. Gescheiterte CSU-Bundestagskandidaten etwa hätten „eine | |
Menge Solidarität von uns erfahren“, ärgert sich Laumann – und klingt wie | |
Laschet: „Wir brauchen keine politischen Ratschläge aus Bayern“, ließ sein | |
Vize nur knapp verlauten. | |
15 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Andreas Wyputta | |
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