# taz.de -- Elbphilharmonie: Ultimatum läuft aus | |
> Am Donnerstag muss Hochtief das Elbphilharmonie-Dach absenken, sonst | |
> droht die Kündigung. Aber die Zuständigen tun so, als gäbe es das | |
> Ultimatum nicht | |
Bild: Könnte noch eine Weile ohne Dach bleiben: Hamburgs Elbphilharmonie. | |
HAMBURG taz | Donnerstag wird ein großer Tag. Da wird endlich das kühn | |
geschwungene Dach von Hamburgs Elbphilharmonie abgesenkt, um jenes | |
federleichte Schweben anzudeuten, das den ganzen Bau ja prägt. | |
Dieses Szenario jedenfalls wünscht sich Hamburgs Senat, genauer: Er fordert | |
es. Andernfalls will man dem Baukonzern Hochtief kündigen. Der hat seit | |
Oktober nicht am Dach gebaut, an dem der Konzertsaal hängen soll. Denn | |
Hochtief bezweifelt die Statik, obwohl städtische Bauprüfer sie bestätigt | |
haben. Im April war die Stadt es leid und stellte ein Ultimatum bis zum 31. | |
Mai. Sollte Hochtief das Dach bis dahin nicht absenken, erwäge der Senat | |
die Trennung, hieß es. | |
Juristisch wäre das leichter als eine Kündigung wegen Bauverzugs. Dafür | |
nämlich müsste man einzeln eruieren, wer welche Pläne zu spät lieferte. | |
Wegen eines verweigerten Dachs zu kündigen, wäre dagegen kein Problem. | |
Wohl auch deshalb hatte Hochtief im April vorgeschlagen, das Dach doch | |
weiterzubauen – mit zusätzlichen Stahlstützen. Ob die nötig sind und wer | |
sie zahlt, soll ein Beweissicherungsverfahren klären. Kaum hatte die Stadt | |
dies abgesegnet, blockierte Hochtief erneut und forderte städtische | |
Statik-Pläne. Die Stadt konterte, das seien Interna. | |
Gebaut wurde während dieser sieben Monate nicht, und das überrascht. Sollte | |
es nämlich zum Prozess kommen, müsste das Gericht bestätigen, dass die | |
städtischen Bauprüfer Fehler gemacht haben und Hochtief zu Recht zögert. | |
Das gilt als unwahrscheinlich. | |
Nun kann man vermuten, dass Hochtief der Stadt durch den Baustillstand Geld | |
abpressen will – allein, damit man weiterbaut. 2008 hat das schon einmal | |
funktioniert. Da hatte die Stadt unter anderem 30 Million Euro | |
„Einigungssumme“ gezahlt, damit der Bau weiterging. | |
Diesmal allerdings bleibt die Stadt hart. „Wir verhandeln bis zur letzten | |
Minute“, sagen Kulturbehörden-Sprecher Stefan Nowicki und Hochtief-Sprecher | |
Bernd Pütter quasi unisono. | |
Doch auch wenn die Stadt im Recht ist – die Entlassung von Hochtief hätte | |
gravierende Folgen. Die Stadt müsste dann den Bau koordinieren und jedes | |
Gewerk einzeln ausschreiben. | |
Zuständig hierfür wäre die Realisierungsgesellschaft Rege, die schon oft | |
Schlagzeilen machte. Ihr Ex-Chef Hartmut Wegener etwa wurde 2008 wegen | |
Eigenmächtigkeit entlassen. Und unter seinem Nachfolger hat die Rege die | |
Architekten beauftragt, Akten zurückzudatieren. Es sollte so scheinen, als | |
seien die Mehrkosten der Elbphilharmonie durchgerechnet gewesen, bevor das | |
Parlament entschied. | |
Die Grünen-Abgeordnete Eva Gümbel fasst in Worte, was viele denken: Es | |
stelle sich, sagt sie, „ernsthaft die Frage, ob man der Rege, die so oft | |
durch Kompetenzlücken auffiel, diese wichtige Aufgabe übertragen sollte.“ | |
29 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Petra Schellen | |
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