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# taz.de -- Kommentar Netzausbau: Hässlich, aber notwendig
> 3.600 Kilometer neue Stromautobahnen sind für die Energiewende nötig.
> Dafür müssen Bäume gefällt und Hausbesitzer mit Elektrosmog belästigt
> werden.
Bild: Sollen mit gelockerten Naturschutzregeln geplant werden: Stromtrassen.
Bei der Energiewende wird es keinen Kuschelkurs geben. Das ist die
wichtigste Botschaft des Netzentwicklungsplans. Als Schreckensszenario
hatten Umweltschützer und Anwohner die Zahl 3.600 bekämpft.
So viele Kilometer neue Stromautobahnen seien für die Energiewende nötig,
hatten die Netzbetreiber mit der Deutschen Energieagentur schon vor
eineinhalb Jahren berechnet. Das sind 3.600 Kilometer, auf denen Bäume
fallen und Hausbesitzer mit Elektrosmog belästigt werden.
Dabei bleibt es auch – die Länge durch neue Technik zu verringern, ist nach
Meinung der Netzbetreiber nicht möglich. Die Gegner glaubten an einen Deal:
Neue Superkabel auf alten Trassen hier, ein bisschen Stromsparen dort, dann
würden ihnen Tausende neue Masten erspart.
Doch der Glaube an die perfekte Energiewelt ohne neue Hässlichkeiten ist
eine Illusion. Dass viele neue Stromautobahnen benötigt werden, ist kaum zu
bezweifeln. Das gesamte Energiesystem wird umgekrempelt.
Überraschender am Netzentwicklungsplan sind die vielen Kilometer
Alttrassen, an die neue Stahlseile gehängt werden müssen. Mit einem
Bilanztrick verstecken die Netzbetreiber 1.000 Kilometer davon auch noch in
einem ominösen „Startnetz“. Woher kommt auf einmal dieser hohe
Erneuerungsbedarf, den dieselben vier Netzfirmen vor eineinhalb Jahren
angeblich noch nicht gesehen haben?
Einen Hinweis liefern die Betreiber selbst: „In den letzten Jahren haben
wir nicht viel gebaut.“ Das war die Zeit, als die Netz-Unternehmen noch den
vier großen Energiekonzernen gehörten. Die wollten mit hohen Investitionen
in die Netze nicht ihre Gewinne mindern. Jetzt, wo die Netzfirmen
unabhängig sind, bleiben die Kosten an den Stromverbrauchern hängen.
30 May 2012
## AUTOREN
Manuel Berkel
## TAGS
Schwerpunkt Klimawandel
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