# taz.de -- Internationale Syrien-Politik: Hollande mit symbolischer Härte | |
> Frankreichs Staatspräsident schließt Gewalt gegen das syrische Regime | |
> nicht aus, will aber lieber Sanktionen. Wie es weitergeht, entscheiden | |
> andere. | |
Bild: Derzeit in großen Teilen der Welt nicht gern gesehen: syrische Fahne. | |
PARIS taz | Der französische Staatspräsident Hollande hat es etwas | |
deutlicher gesagt als andere westliche Staats- und Regierungschefs bisher: | |
Eine militärische Intervention in Syrien wegen der anhaltenden Massaker und | |
Menschenrechtsverletzungen darf und kann nicht ausgeschlossen werden. So | |
lautete seine Antwort auf eine direkte Frage am Fernsehen. | |
Allerdings hat Hollande diese Eventualität eines internationalen | |
Eingreifens mit einer wesentlichen Bedingung verknüpft. Frankreich könne | |
einer solchen Option nur dann zustimmen, wenn durch eine vorgängige | |
„Beratung im Weltsicherheitsrat“ das Völkerrecht respektiert werde. | |
Aufgrund der bisherigen Position von Russland und der Volksrepublik China, | |
die bereits verschärfte Sanktionen ablehnen, gilt ein Konsens für eine | |
militärische Intervention durch die Nato wie in Libyen vor einem Jahr aber | |
als praktisch ausgeschlossen. | |
Das weiß selbstverständlich auch Hollande. Es erlaubt es ihm, gegenüber dem | |
Regime von Baschar al-Assad in den Medien mit Härte aufzutreten, ohne | |
wirklich das Risiko einzugehen, je den Tatbeweis für die manifestierte | |
Interventionsbereitschaft antreten zu müssen. | |
Die Option des militärischen Drucks oder der bewaffneten Intervention von | |
vornherein auszuklammern – mit welchen Gründen auch immer –, würde | |
unweigerlich die Glaubwürdigkeit der politischen Pressionen und Sanktionen | |
schwächen. | |
## Hollandes Fernsehsäbelrasseln | |
Hollande ist ein Neuling auf dem Parkett der Weltpolitik, er will sich auch | |
nicht nachsagen lassen, er sei feige, weich oder einem Diktator wie Baschar | |
al-Assad gegenüber nachsichtiger, als dies vor ihm Nicolas Sarkozy war, der | |
die Initiative zur Intervention gegen Gaddafi in Libyen ergriffen und die | |
Nato-Partner involviert hatte. Sarkozy wurde dafür bisher mit Lob | |
überschüttet. | |
Hollande will sich jetzt nicht nachsagen lassen, er predige gegen Assad | |
Pazifismus. Ob es eine Zustimmung des Sicherheitsrats geben könnte, bleibt | |
allerdings in diesem Fall höchst fragwürdig – obwohl in Homs die | |
Voraussetzungen einer internationalen Intervention im Rahmen der UN zum | |
Schutz der Zivilbevölkerung durchaus gegeben wären. | |
Hollandes Fernsehsäbelrasseln bleibt darum rein symbolisch. Es dient der | |
Untermauerung der diplomatischen Eskalation, die Paris mit seinen Partnern | |
gegen die Führung in Damaskus vorantreibt. Gerade nach der libyschen | |
Erfahrung wird Moskau ja kein grünes Licht zu einer Intervention in Syrien | |
geben, wo für Russland zudem weit größere Interessen auf dem Spiele stehen. | |
## Eine Frage für den Internationalen Strafgerichtshof? | |
Hollande hat versprochen, er wolle am Freitag bei seinem Treffen mit | |
Wladimir Putin in Paris über Syrien reden. Zur Debatte stehen dabei aber | |
härtere Sanktionen, nicht die kategorische Ablehnung jeglicher | |
militärischen Option. Ein russisches und chinesisches Veto im | |
Sicherheitsrat sei ein allzu bequemer Vorwand für die Tatenlosigkeit der | |
westlichen Staatsführungen, protestiert in [1][einem Offenen Brief | |
Bernard-Henri Lévy]. | |
Außenminister Laurent Fabius wünscht dagegen, über diese Frage solle der | |
Internationale Strafgerichtshof von Den Haag entscheiden. Er unterstreicht | |
zudem, für eine militärische Aktion fehle nicht nur ein Konsens im | |
Sicherheitsrat, auch bestünde das Risiko einer „gefährlichen regionalen | |
Ausbreitung namentlich im Libanon“. Schließlich bestehe das zusätzliche | |
Risiko einer „Irakisierung“ für Syrien. | |
Hollande kündigte an, dass er im Juli die Gruppe der Freunde Syriens zu | |
einer Konferenz einberufen wolle. Denn die Frage der Koordination und | |
Einigung der syrischen Opposition bleibt eine dringende Voraussetzung für | |
jede internationale Unterstützung. Wegen der politischen und | |
organisatorischen Uneinigkeit der Aufständischen sei für Frankreich eine | |
indirekte Intervention mit Waffenlieferungen zurzeit nicht aktuell, sagte | |
Fabius in einem Interview mit Le Monde. | |
30 May 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://laregledujeu.org/bhl/2012/05/29/lettre-ouverte-au-president-hollande… | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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