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# taz.de -- Berliner „Hells Angels“-Verbot: Einer hat gepetzt
> Berlins Innensenator Henkel (CDU) hat die „Hells Angels“ verboten. Diese
> waren jedoch längst informiert. Nun sucht die Polizei nach einem Maulwurf
> in ihren eigenen Reihen.
Bild: Bisheriges Clubhaus der „Hells Angels“ in Reinickendorf.
Als die Polizei am späten Dienstagabend das Clubhaus der „Hells Angels“ in
der Reinickendorfer Residenzstraße erreicht, ist deren Logo schon
abgeschraubt. Statt ihrer Kutten tragen die Rocker Pullover und
Trainingsjacken. Spätestens jetzt ist den Ermittlern klar: Das Ding ist
mächtig danebengegangen.
Es hatte der große Schlag werden sollen: Erstmals verbietet ein Berliner
Innensenator eine Gruppe des Motorradclubs „Hells Angels“ – das 40 Mann
starke „Charter Berlin City“ und dessen Unterstützergruppe „Brigade 81�…
„Jahrelang“, heißt es aus der Innenverwaltung, sei dafür ermittelt worden.
Rund 500 Polizisten beschlagnahmten am Mittwoch in knapp 30 Wohnungen und
drei Lokalen Inventar, Vermögen und Motorräder.
Nur: Die „Hells Angels“ wussten längst Bescheid. Schon am Dienstag hatten
sie auf ihrer Internetseite verkündet, das „Charter Berlin City“ und die
„Brigade 81“ seien ab sofort „closed“. Zuvor war bereits der
„Angels“-Ableger „Nomads“ nach Oranienburg umgesiedelt. Auch Medien hat…
schon am Dienstag von dem bevorstehenden Polizeieinsatz berichtet. Die
Polizei begann diesen noch früher als geplant – geholfen hat es nicht.
„Offensichtlich“ seien die Rocker vorab informiert worden, so ein
Polizeisprecher. Es werde nun intern wegen Geheimnisverrats ermittelt.
Innensenator Frank Henkel (CDU) zürnte, der Verrat sei „nicht zu
akzeptieren“. Er könne „schlimmstenfalls das Leben der Beamten“ gefährd…
und müsse „genau“ aufgeklärt werden. Für den CDU-Mann ist es eine doppel…
Schlappe: Er wollte sich, wie zuletzt die Innenminister in
Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen und NRW, als Durchgreifer gegen
Rockerkriminalität zeigen. Stattdessen sprach am Mittwoch selbst die Linke
nur vom „Skandal“, dass Kriminelle vor Polizeiaktionen gewarnt würden.
Linken-Innenexperte Hakan Tas forderte Henkel und Polizeichefin Margarete
Koppers auf, sich im Innenausschuss zu erklären.
## „Um Hells Angel zu sein, brauche ich kein Abzeichen.“
„Hells Angels“-Sprecher Rudolf „Django“ Triller wollte nicht sagen, woh…
der Club von dem Einsatz wusste. Er schimpfte lieber über das Verbot:
„Rechtsbeugung sind wir von diesem Staat ja gewohnt, aber das geht zu
weit.“ Einen aufgelösten Verein könne man nicht verbieten, so Triller. Er
kündigte an, nicht zurückzustecken: „Um Hells Angel zu sein, brauche ich
kein Abzeichen.“
Die Verbotsverfügung sieht vor, dass die Rocker „keinerlei
Ersatzorganisation“ betreiben dürfen. In Berlin war es in den letzten
Jahren zu harten Konflikten zwischen den „Hells Angels“ und den
verfeindeten „Bandidos“ gekommen. Clubhäuser wurden angegriffen, Gegner mit
Macheten und Schusswaffen traktiert. 2009 wurde ein 33-jähriger „Hells
Angel“ in Hohenschönhausen erschossen.
Ermittler sehen die Berliner „Hells Angels“ „tief in die organisierte
Kriminalität verwickelt“. Das Verbot nannte Henkel ein „Signal, dass wir
Rechtsbrüche aus welcher Richtung auch immer nicht dulden“. Dieses werde
„gewiss nicht der letzte Schritt“ gegen kriminelle Rocker sein.
Noch am Wochenende traten rund 20 „Bandidos“ aus dem Pankower „Chapter
Southside“ den „Hells Angels“ bei – vorsorglich in Potsdam. Ein
Polizeisprecher sagte, der Übertritt habe mit dem Einsatz am Mittwoch
nichts zu tun, gegen die „Bandidos“ gebe es keine Verbotsverfügung. Die
Sprecher von „Hells Angels“ und „Bandidos“ wollten sich dazu nicht äu�…
Dass Berliner Polizisten mit Rockern kooperieren, ist keine Premiere. Erst
am 12. März wurde Polizeimeister Ahmet K. vom Landgericht wegen Verletzung
von Dienstgeheimnissen zu elf Monaten auf Bewährung verurteilt. Er hatte
einen „Hells Angel“ im Mai 2010 und Juli 2011 vor Razzien gewarnt. Als
Gegenleistung bekam er einen Motorradhelm für 150 statt 290 Euro.
30 May 2012
## AUTOREN
Konrad Litschko
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