# taz.de -- Vorstandswahl der Linkspartei: Wagenknecht empfiehlt Kipping | |
> Katja Kipping und Bernd Riexinger sollen die Linkspartei anführen, so | |
> empfiehlt es Vizechefin Sahra Wagenknecht. Das Duo werde ein | |
> „Integrationsangebot“ für die Partei sein. | |
Bild: Will selbst noch nicht Chefin werden: Sahra Wagenknecht. | |
BERLIN dpa | Auch nach dem Rückzug Oskar Lafontaines aus dem Machtkampf der | |
Linken will seine Lebensgefährtin Sahra Wagenknecht zunächst nicht für den | |
Parteivorsitz kandidieren. | |
Die stellvertretende Linke-Chefin sprach sich am Mittwoch nach tagelangem | |
Zögern für ein Führungsduo aus der sächsischen Bundestagsabgeordneten Katja | |
Kipping und dem baden-württembergischen Landesvorsitzenden Bernd Riexinger | |
aus. „Das wäre ein Integrationsangebot für die gesamte Partei“, sagte sie. | |
„In einer solchen Führung möchte ich gern als stellvertretende Vorsitzende | |
mitarbeiten.“ | |
Lafontaine hatte vor einer Woche seinen Verzicht auf eine Kandidatur | |
erklärt, weil er sich mit seinem Rivalen Dietmar Bartsch nicht einig wurde. | |
Anschließend hatten sich mehrere prominente Linke – allen voran der jetzige | |
Parteichef Klaus Ernst – für Wagenknecht als Parteichefin ausgesprochen. | |
Die 42-Jährige selbst hatte eine Kandidatur nicht ausgeschlossen. | |
Wie sie sich verhalten wird, falls eine Doppelspitze Kipping/Riexinger | |
nicht zustande kommt, sagte die frühere Wortführerin der linksorthodoxen | |
„Kommunistischen Plattform“ nicht. Die stellvertretende Parteivorsitzende | |
Kipping will eigentlich zusammen mit der nordrhein-westfälischen | |
Landesvorsitzenden Katharina Schwabedissen eine weibliche Doppelspitze | |
bilden. | |
Der 56-jährige Gewerkschafter Riexinger hatte erst am Mittwoch in einer | |
Sitzung des geschäftsführenden Bundesvorstands und der Landesvorsitzenden | |
seine Kandidatur erklärt. Der Kandidatenkreis wuchs damit auf acht Männer | |
und vier Frauen an. Der neue Vorstand wird am Samstag und Sonntag auf dem | |
Parteitag in Göttingen gewählt. Dass vorher eine einvernehmliche Lösung in | |
dem seit zwei Wochen tobenden Machtkampf gefunden wird, gilt inzwischen als | |
nahezu ausgeschlossen. | |
## Gute Chancen für die Frauen | |
Riexinger ist nach Fraktionsvize Bartsch der erste männliche Kandidat mit | |
einem herausgehobenen Parteiamt. Neben Kipping und Schwabedissen rechnen | |
sich zwei weitere Kandidatinnen Chancen aus: die Hamburger Fraktionschefin | |
Dora Heyenn und die sächsische Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann. | |
Zudem gibt es sechs weitgehend unbekannte Kandidaten. | |
Ernst, der wie Riexinger aus dem Gewerkschaftslager kommt, bezeichnete den | |
baden-württembergischen Landeschef als „sehr guten Kandidaten“. Er hielt | |
sich aber eine eigene Kandidatur weiter offen. Er werde sich auf dem | |
Parteitag erklären, sagte Ernst. | |
Wagenknecht griff Bartsch in einem Interview des Neuen Deutschland scharf | |
an. „Wer eine Kandidatur ohne Rücksicht auf Verluste durchkämpft, obwohl | |
ihr erkennbar große Teile der Partei im Westen ablehnend gegenüberstehen, | |
zwingt die Partei faktisch in eine Showdown-Situation. Das ist in meinen | |
Augen das Gegenteil von Integration“, sagte sie. Bartsch hielt in derselben | |
Zeitung dagegen: „Ich habe viele Jahre als Bundesgeschäftsführer, | |
Schatzmeister und Fraktionsvize unter Beweis gestellt, dass ich integrieren | |
kann.“ | |
31 May 2012 | |
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