# taz.de -- Kommentar USA im Syrien-Konflikt: Poltern als Mittelweg | |
> Die USA verschärfen im Syrien-Konflikt den Ton. Harsche Äußerungen zur | |
> rechten Zeit sind der Mittelweg für Obama im Wahlkampf. | |
Der Ton wird schärfer. Wenn Syriens Präsident Assad nicht einlenke und der | |
Sicherheitsrat sich nicht einige, dann, sagte am Mittwochabend die | |
US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Susan Rice, bleibe auch noch | |
die Option, an dem UN-Gremium vorbei zu agieren – und zwar durchaus | |
militärisch. Das ging über die vorsichtigen Worte des neuen französischen | |
Präsidenten François Hollande, eine Militäraktion sei „nicht | |
auszuschließen“, weit hinaus. | |
Die Äußerung von Rice dürfte auf zwei Überlegungen beruhen. Erstens: In den | |
USA ist Wahljahr. Schon seit Monaten mobilisieren einige konservative | |
Falken für US-Militärschläge gegen Syrien. Am Montag griff Obamas | |
Herausforderer Mitt Romney den Faden auf und beschuldigte den Präsidenten | |
einer zu schwachen Haltung – das will sich Obama nicht nachsagen lassen. | |
Andererseits: Ein neues US-Militärengagement wenige Monate vor den Wahlen | |
will er auch nicht. Einige harsche Äußerungen zur rechten Zeit sind der | |
Mittelweg. | |
Zweitens aber: Derzeit verstärken die USA einseitig die Sanktionen gegen | |
das syrische Regime. Je entschlossener das Vorgehen der USA erscheint, so | |
das Kalkül, desto eher könnte doch noch ein Einlenken Russlands und Chinas | |
im Sicherheitsrat zu bewirken sein. Ob diese Rechnung aufgeht, ist | |
allerdings zweifelhaft – im ungünstigsten Fall redet sich die US-Politik | |
selbst in eine Falle hinein, aus der sie nicht wieder herauskommt. | |
Wahljahre sind immer schlecht für vernunftgetriebene Politik. Sollte sich | |
Mitt Romney entscheiden, die außenpolitische „Schwäche“ Obamas weiter zu | |
thematisieren, und damit in den Umfragen gut ankommen, dürfte auch Obama | |
schnell von seiner bislang doch zurückhaltenden Linie abweichen. | |
Es gibt derzeit dennoch keinen Grund, anzunehmen, die Welt steuere | |
unaufhaltsam auf eine internationale militärische Konfrontation in Syrien | |
zu. Allerdings: Der Friedensplan von Vermittler Kofi Annan kann als | |
gescheitert betrachtet werden, und so hat vor allem einer den Schlüssel zum | |
Frieden in der Hand: der syrische Präsident selbst, neben seinen | |
Verbündeten Russland, China und Iran. Das sind keine Mächte, denen man | |
freudestrahlend die Verantwortung für Krieg und Frieden überträgt. So ist | |
eines schon jetzt klar: Im Syrienkonflikt wird es keine guten Lösungen | |
geben, bestenfalls zweitbeste. | |
31 May 2012 | |
## AUTOREN | |
Bernd Pickert | |
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