# taz.de -- Abwahl in Wisconsin gescheitert: Erzkonservativer Gouverneur bleibt | |
> Gouverneur Scott Walker fährt einen harten Sparkurs und beschränkt die | |
> Rechte von Gewerkschaften. Mit den Demokraten riefen sie zur Abwahl auf – | |
> und scheiterten. Bitter auch für Obama. | |
Bild: Das Votum über Scott Walker galt als Stimmungstest für die Präsidentsc… | |
MILWAUKEE afp | Fünf Monate vor der Präsidentschaftswahl in den USA haben | |
die Demokraten von Präsident Barack Obama bei einem mit Spannung verfolgten | |
Urnengang in Wisconsin eine Niederlage erlitten. Die Bürger in dem | |
Bundesstaat im Mittleren Westen stimmten am Dienstag US-Medien zufolge bei | |
dem von Demokraten und Gewerkschaften initiierten Votum gegen eine Abwahl | |
des republikanischen Gouverneurs Scott Walker. | |
Der Urnengang in der Provinz galt als wichtiger Stimmungstest für die | |
Präsidentschaftswahl. Wisconsin ist einer jener Bundesstaaten, in denen | |
sich Mehrheiten für Republikaner und Demokraten abwechseln. Beim Duell | |
zwischen Obama und seinem republikanischen Herausforderer Mitt Romney am 6. | |
November werden diese sogenannten Swing-States wahlentscheidend sein. Obama | |
hatte in Wisconsin vor vier Jahren klar gewonnen. Der Ausgang vom Dienstag | |
schürte bei Republikanern die Hoffnung, dass Romney den Staat erobern | |
könnte. | |
Politische Beobachter hatten die Abstimmung auch als Referendum über den | |
Rechtsruck der Republikaner unter dem Einfluss des Tea-Party-Flügels | |
gewertet. Walker war zu einem der Helden der erzkonservativen Bewegung | |
aufgestiegen, als er nach seiner Wahl im November 2010 einen eisernen | |
Sparkurs fuhr. Anfang 2011 setzte er ein umstrittenes Haushaltsgesetz | |
durch, das die Rechte der Gewerkschaften zusammenstrich, im Namen der | |
öffentlichen Angestellten Tarifverträge auszuhandeln. | |
Die Gewerkschaften und die mit ihnen verbündeten Demokraten organisierten | |
daraufhin Massenproteste und sammelten mehr als eine Million | |
Unterschriften, um ein Votum über Walkers Verbleib im Amt zu erzwingen. Es | |
war erst das dritte Mal in der US-Geschichte, dass die Abwahl eines | |
Gouverneurs mitten in der Amtszeit zur Abstimmung stand. | |
Der Vorsprung Walkers in den Umfragen war in den vergangen Wochen immer | |
mehr zusammengeschmolzen. Am Ende reichte es aber für einen erneuten Sieg | |
gegen den demokratischen Kandidaten Tom Barrett, der bereits bei der | |
Gouverneurswahl 2010 unterlegen war. Nach Auszählung von 88 Prozent der | |
Stimmen erhielt Walker dem Nachrichtensender CNN zufolge 54 Prozent, | |
Barrett kam auf 45 Prozent. | |
## Millionenschwerer Wahlkampf | |
Angesichts der hohen symbolischen Bedeutung des Urnengangs hatten beide | |
Parteien Millionensummen in den Wahlkampf in Wisconsin gesteckt. Insgesamt | |
wurden US-Medien zufolge seit November rund 64 Millionen Dollar (51 | |
Millionen Euro) ausgegeben, der Großteil davon entfiel auf Walker. Eine | |
Flut von Wahlspots ergoss sich über den ländlichen Bundesstaat mit gerade | |
einmal 5,7 Millionen Einwohnern, in dem sich die beiden politischen Lager | |
unversöhnlich gegenüberstehen. | |
Obama hatte sich aus der erbittert geführten Auseinandersetzung weitgehend | |
herausgehalten und war nicht nach Wisconsin gereist. Nur in einer E-Mail | |
und über den Onlinedienst Twitter sprach er Barrett seine Unterstützung | |
aus. Sein Parteifreund „wäre ein herausragender Gouverneur für Wisconsin“, | |
hatte der Präsident kurz vor der Abstimmung geschrieben. | |
Die Republikaner hielten am Dienstag auch Vorwahlen in den Bundesstaaten | |
Kalifornien, Montana, South Dakota, New Jersey und New Mexico ab, die der | |
designierte Präsidentschaftskandidat Romney alle klar gewann. Der | |
Ex-Gouverneur von Massachusetts verfügt bereits seit Ende Mai über | |
ausreichend Delegiertenstimmen, um auf dem Nominierungsparteitag seiner | |
Partei im August offiziell zum Herausforderer von Obama gekürt zu werden. | |
6 Jun 2012 | |
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Schwerpunkt USA unter Donald Trump | |
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