# taz.de -- Ein einfaches Geschäftsprinzip: Datensammler Schufa | |
> Wegen Facebook kommt sie ins Gerede: Über 600 Millionen Informationen | |
> lagern bei der Schufa. Daraus wird die Kreditwürdigkeit von Bürgern und | |
> Firmen errechnet. | |
Bild: Auch online: die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung. | |
BERLIN taz | Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung ist den | |
meisten Verbrauchern nur unter dem Kürzel [1][Schufa] bekannt. Mit der | |
Auskunftei kommen fast alle Bürger irgendwann einmal in Berührung, ohne | |
dass es ihnen bewusst ist. | |
In der Regel unterschreiben Kunden bei der Eröffnung eines Kontos, beim | |
Abschluss eines Handyvertrages oder bei einer Bestellung im Versandhandel | |
im Vertrag eine Klausel, die dem Anbieter eine Anfrage bei der Schufa | |
erlaubt. Bei Kreditverträgen ist dies ebenfalls obligatorisch. | |
Die Schufa ist eine nicht an der Börse notierte Aktiengesellschaft, die | |
Banken, Sparkassen, Handels- oder Telekommunikationsunternehmen sowie | |
anderen Dienstleistungsfirmen gehört. Für diesen Kreis sammelt die Schufa | |
Informationen über das Zahlungsverhalten der einzelnen Verbraucher. Auf | |
diese Weise kommt ein riesiger Berg an Daten zusammen. 514 Millionen | |
Informationen zu über 66 Millionen Einwohnern liegen im Archiv. Dazu kommen | |
noch rund 100 Millionen Firmendaten. | |
Das Geschäftsprinzip ist einfach erklärt. Die Schufa registriert Kredit- | |
oder Handyverträge und Konto- oder Kreditkartenverbindungen. Gibt es | |
während der Laufzeit der Geschäftsbeziehung keine Besonderheiten, wird dazu | |
auch nichts vermerkt. | |
Nur wenn der Kunde pleite ist und seine Raten oder seine Rechnung nicht | |
bezahlen kann, erscheint dies als negativer Eintrag in der Auskunft. Dann | |
wissen die nächsten Unternehmen, die sich nach einem Kunden erkundigen, | |
dass die Kreditvergabe riskant sein könnte. Oft führt dies dazu, dass eine | |
Geschäftsbeziehung mit diesem Verbraucher verweigert wird. | |
## Geheime Berechnungen zur Kreditwürdigkeit | |
Daneben errechnet die Schufa auch so genannte Scorewerte für die erfassten | |
Verbraucher. Der Wert liegt zwischen eins und 100 und beschreibt die | |
Wahrscheinlichkeit, mit der ein Konsument seine Verbindlichkeiten auch | |
bedienen kann. Kurz gesagt: Je höher der Wert, desto kreditwürdiger der | |
Mensch. Die Berechnungsmethode ist ein Geschäftsgeheimnis. | |
Bislang hat die Schufa auch glaubwürdig versichern können, dass dafür keine | |
persönlichen Daten wie das Wohnumfeld einfließen. Der Scorewert kann für | |
die Verbraucher bares Geld wert sein. Bei einer hohen Punktzahl wird ein | |
Kredit tendenziell billiger, bei einer niedrigen teurer. | |
Lange hatte die Schufa mit einem extrem schlechten Image zu kämpfen. Das | |
lag auch an Fehlern des Unternehmens selbst. Es gab zum Beispiel Klagen | |
über falsche Einträge, die für die Betroffenen gravierende Folgen hatten. | |
Sie verloren plötzlich ihre Kreditwürdigkeit. | |
Seit Jahren bemüht sich die Schufa um ein besseres Image, klärt zum | |
Beispiel über Überschuldung auf oder gewährt den Verbrauchern Einsicht in | |
die gespeicherten Daten. | |
7 Jun 2012 | |
## LINKS | |
[1] http://www.schufa.de/de/ | |
## AUTOREN | |
Wolfgang Mulke | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Meta | |
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