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# taz.de -- Umschulung von Schlecker-Angestellten: Die Verkäuferin als Pfleger…
> Tausende Schlecker-Verkäuferinnen suchen nach Arbeit. Arbeitsministerin
> von der Leyen findet, sie könnten auch als Pflegerinnen und Erzieherinnen
> arbeiten.
Bild: Fordern mehr Einsatz: Die „Schleckerfrauen“ protestieren am Donnersta…
BERLIN taz | Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) will den
gekündigten Verkäuferinnen der Drogeriemarktkette Schlecker die Umschulung
zur Altenpflegerin und Erzieherin erleichtern. „Wir würden uns freuen, wenn
viele Arbeitsuchende das Angebot annehmen“, sagte die Ministerin am
Donnerstag. Unter den Verkäuferinnen seien viele Mütter, die „automatisch“
eine Qualifikation mitbrächten, die sich etwa für den Erzieherberuf nutzen
ließe.
Ein Extraförderprogramm soll für die rund 24.000 bereits entlassenen oder
demnächst gekündigten „Schlecker-Frauen“ aber nicht aufgelegt werden. Die
Ministerin verwies auf bereits existierende Programme der Bundesagentur für
Arbeit, wie die mit 400 Millionen Euro finanzierte „Initiative zur
Flankierung des Strukturwandels“ (IFlas). Das ist eine
Weiterbildungsförderung für Mangelberufe mit einem Schwerpunkt auf der
Altenpflege.
Durch die Insolvenz des Drogeriekonzerns verloren Ende März 11.000
Beschäftigte ihren Job. Nach einer Aufstellung der Bundesagentur für Arbeit
fand davon rund ein Viertel bereits wieder eine Arbeit. Ein weiteres
Viertel befindet sich in Weiterbildungs- oder Trainingsmaßnahmen. Rund
5.000 Frauen sind weiterhin arbeitslos gemeldet.
Da ein Verkauf der restlichen Schlecker-Filialen an Investoren scheiterte,
werden bis Ende Juni auch noch die verbliebenen 13.000
Schlecker-MitarbeiterInnen gekündigt. Von der Leyen hatte daher am
Donnerstag mit dem Chef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise,
und dem Vorsitzenden der Gewerkschaft Ver.di, Frank Bsirske, über Hilfe für
die Schlecker-Verkäuferinnen beraten.
Der Ver.di-Chef verwies auf die hohen Arbeitslosenzahlen im Einzelhandel,
dort gebe es derzeit 360.000 Arbeitsuchende, aber nur 25.000 offene
Stellen. Bsirske rügte, dass vielen „Schlecker-Frauen“ der ersten
Kündigungswelle lediglich unbezahlte Praktika oder Urlaubsvertretungen
angeboten wurden. „Dies kann nicht angehen.“ Er begrüßte den Vorstoß von
der Leyens, den Entlassenen Weiterbildungen in Mangelberufen anzubieten.
Dies „könnte eine Chance eröffnen“.
## Tausende Erzieherinnen gebraucht
Bei Erzieherinnen beispielsweise herrsche großer Mangel, so der
Ver.di-Chef. Ab dem Jahre 2013, wenn ein Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz
auch für die Kleinen besteht, fehlen nach Expertenangaben zwischen 25.000
und 30.000 Erzieherinnen.
Eine von der Arbeitsagentur geförderte berufliche Weiterbildung dauert in
der Regel 2 Jahre. Während dieser Zeit bekommen die Teilnehmerinnen
Unterhalt in Höhe des Arbeitslosengeldes I, also für Mütter in Höhe von 67
Prozent des letzten Nettolohns. Nach Angaben von der Leyens haben zwei
Drittel der Schlecker-Verkäuferinnen bereits eine abgeschlossene
Berufsausbildung.
Bsirske sagte am Mittwoch, Ver.di wolle mit den SPD-Ländern noch einmal
über die Bildung länderspezifischer Transfergesellschaften für die
Schlecker-Beschäftigten sprechen. Eine bundesweite Lösung war an der FDP
gescheitert. Wenn sich zudem Berichte bewahrheiteten, dass Firmengründer
Anton Schlecker vor der Insolvenzanmeldung wertvolle Immobilien an seine
Kinder verkauft habe, so müsste auf diese Vermögensgegenstände
zurückgegriffen werden, um Teillösungen für Schlecker-Filialen zu
ermöglichen, so Bsirske.
7 Jun 2012
## AUTOREN
Barbara Dribbusch
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